Exil in Marokko 2020/21
In Goslar morgens um 10 Uhr ein einsamer Trinker in der Bahnhofsvorhalle spricht vor sich hin und kauft sich noch einen kleinen Flachmann.
Zwei andere müde Gestalten hängen herum, warten auf nichts.
Der Zug nach Frankfurt sehr leer, die einsamen verödeten Bahngelände ziehen an mir vorbei, der Himmel trüb die Stimmung überall am Arsch.
Frankfurt 29.12.2020
Geisterflughafen, leere Passagen, mehr Polizeikräfte als Fluggäste, sie ermahnen jeden der auch nur einen Zentimeter die Maske falsch trägt, kontrollieren wahllos Fluggäste und auch ein paar Landstreicher die sich längerfristig am Flughafen aufhalten wollen, auf dem Weg nach Maroc.
Die Papierdiskussion wegen PCR, sie finden die entsprechende Buchstabenfolge nicht bis dann eine Vorgesetzte das ganz klein gedruckt entdeckt.
Na da fällt Ihnen aber ein Stein vom Herzen meint die Frau am Schalter, ich kontere no panic on the titanic..
Mit einer netten kleinen marokkanischen Verkäuferin im Dutyfree Shop geplaudert.
So geht es weiter zu Lande und zu Luft, und vielleicht auch mal ins Wasser.
Der volle Mond scheint auf die Wolken unter mir, durchsetzt von wenigen lichtdurchbrochenen Strahlen, welche die hell beleuchtete im Einschlafen begriffene Zivilisation gen Himmel wie Stossgebete schickt.
Die Wege werden nie zuende gegangen sein, auch wenn man meint eine Etappe geschafft zu haben.
Der Flug nach Casablance war ca. zur Hälfte gefüllt, kaum Menschen über 60 an Bord.
Und schon in Casablanca am Flughafen wird das Maskentragen von den Einheimischen nur noch symbolisch gehandhabt.
In Casa am Terminal für die Inlandflüge kommt ein riesengrosser goldener Pfahl aus dem Himmel konisch herab mit der Spitze auf das Modell der neuen Moschee weisend, wie ein Damoklesschwert.
Im Flug nach Agadir stechen die Gipfel des Atlas im Mondlicht aus den Wolken.
Die Fahrt vom Flughafen nach Sidi Ifni gestaltet sich wie schon erwartet schwierig, nachts um 1 Uhr, der Taxifahrer musste sich erstmal von der Gendamerie einen Genehmigung zum Verlassen der Region ausstellen lassen. Ab 21.00 Uhr gilt Ausgangssperre bis 5 Uhr morgens, die Strassen leer, Tankstellen geschlossen, alles tot, keine Möglichkeit auch nur irgendwo eine Flasche Wasser zu kaufen, von Brot mal ganz zu schweigen. Dauernd in jeder Kleinstadt Polizeikontrollen.
Der Taxifahrer war wohl lange nicht nach Sidi gefahren, so landeten wir versehentlich am Aglou Strand, wieder eine Polizeikontrolle. Eine halbe Stunde forderten sie ihn auf alle möglichen Papiere vorzuzeigen, endlich hatten sie was gefunden, der Verbandskasten fehlte, also 50 Dirham, natürlich ohne Quittung. Der Fahrer meinte später zu mir die wollten argumentieren ich hätte eine Unterkunft in Agadir nehmen müssen und erst um 5 Uhr morgens die Fahrt zu meinem gebuchten Hotel antreten, alles Unfug.
So kam ich denn endlich nachts um 3 – 4 Uhr in Suerte Loca meinem kleinen altspanischen Terassenhotel an.
Selbst zum Rauchen musste ich mir vom Taxifahrer ein Feuerzeug schenken lassen, ich habe dann auch verstanden warum er für die 200km 90 EUR haben wollte, hatte ihn aber auf 80 runtergehandelt und noch eine Dose lettischen Fisch als Präsent gegeben. Die Tür zum Aufenthaltsraum im 1. Stock war glücklicherweise offen, so das ich mich dort auf den Diwan legen konnte und begleitet vom Rauschen des tobenden Atlantiks endlich ein wenig einschlief.
Heute morgen um 9.30 ist das Leben erwacht, die Kaffeehäuser gefüllt, der Maskenball marginal und einige freuen sich das ich wieder mal da bin. Touristen kaum zu sehen, aber das einfache Leben in Ifni geht auch ohne sie weiter.
Manchmal kommt man vorerst wegen zuvielen neuen Eindrücken und Erlebnissen nicht dazu an seiner Biographie zu schreiben, dann man arbeitet mitten im Leben drin gerade daran.
Wieder mal so ein kleiner kurzer Moment wo man das Gefühl hat erstmal alles erreicht zu haben, – immer auf Zeit gespielt. Je geföhrlicher und anstrengender der Weg zu einem Ziel ist umso mehr lässt sich das Erreichte dann wertschätzen, Sport ist nur der kleine Adrenalinschub, meine Reisen und ihre Ziele halten ein weniger länger vor.
Neujahr in „Ifnie“ 2020/21, der Sprung ins nächste Äon.
Es sieht so aus als wenn man zur Zeit in Marokko den Polizeistaat in schärfster Form im öffentlichen Raum zu spüren bekommt.
Mit etwas Intelligenz, Charme und Gelassenheit wie Umsicht kann man sich da auch durchschlängeln. Aber zumindest muss man die lokalen Verhältnisse vor Ort etwas kennen, gut beobachten können und den Hintergrund verstehen.
Leere Alkoholversprechen und der Beutezug
Die kleinen geistigen Erfrischungen und auch Schlafmittel gehören mit zu einer vollendeten Reise wie auch zum Leben für mich im allgemeinen.
Nachdem in Ifni die Bars geschlossen und wider besserer Information auch nichts ausser haus verkaufen wolten, nur unter der Hand mit dem doppelten Preis als gewöhnlich zog ich weitere Erkundigungen ein. Schwarzgebranntes wäre möglich gewesen, aber cih bevorzuge nun doch Wein.
Dann die Info das gerade in Gülmin der offizielle Verkaufsladen für Alk geöffnet habe, ob morgen wäre fraglich.
Also mit meinem arabischen Freund Mubarak nachmittags das nächste Sammeltaxi aufgesucht und gegen 17.30 nach Gülmin. 2 grosse Kisten Wein mit je 12 Flaschen eineinhalb Liter Mugrabhi gekauft, gleich noch zwei kleine Bestellungen für Bekannte, Whisky und Edelwein mit dazu gepackt und schnell vor der Ausgangssperre wieder zurück nach Ifni. In Ifni wolten sie fütr eine Literflasche Wein umgerechnet 10 EUR haben, in Gülmin im Laden kostete die eineinhalb Liter Flasche 6 EUR, da kann man viel Taxi fahren für die Differenz.
Aus Gülmin raus wieder Polizeikontrolle, schauen in den Kofferraum und sehen die ca. 30 Flaschen Wein und den Whisky. Kurze Rede mit Taxifahrer, dann soll ich aussteigen. Einer kann ein wenig Englisch radebrechen, er fragt mich ob das mein material sei, klar sag ich, aber soviel meint er das kann doch nicht sein. Oh doch sag ich, bin Alkoholiker und bleibe einen Monat in Ifni, und da es dort nix offizell zu kaufen gäbe wäre ich nun mit Bekannten nach Gülmin zum Alkladen gefahren.
Ob ich einen ärtzlichen Attest für meine Alkoholsucht dabeihabe, fragte der eine etwas schärfere, nein, sag, aber sie können gerne in Ifni Hotel anrufen das eine Buchung für einen Monat vorliegt.
Schliesslich gaben sie auf und wir fuhren nach Ifni wo die Polizei uns ausnahmsweise mal durchwinkte. Noch ein alter Muselmane sass als Mitfahrer im Sammeltaxi und schaute mich vorne sitzend aus grossen Augen verwundert einen Teil der Fahrt an, was der wohl gedacht haben möge, ich konterte seinen Blick jedenfalls gelassen.
Der Bettler am Strassenrand dem ich ab und zu mal ne Münze gebe schloss nachmittags die geöffnete Hand, da ich ihm vormittags schon nen Dirham gab.
Es geht ein Koronajahr zuende, eigentlich genauso wie es im Frühjahr angefangen hat. Und ich bin auf Reisen immer noch wie früher.
Die Verkapselung im eigenen Ich ist eine Massnahme der totalen Wehr gegen das System.
Immer wieder erinnere ich mich des alten Benediktinermönches Anselm, wer meine Zwischenprüfung in Philosophie abnahm, wir verändern die Menschen nicht durch Belehrung sondern durch die anschauliche Tat.
Wer so handelt wie er denkt und dann auch über das Denken spricht wird eher ernstgenommen als wer denkt und redet, aber aus seiner Komfortzelle heraus.
Auch ich stehe da zwischen den Stühlen, für europäische Masstäbe lebe ich nicht auf einem Standardniveau, mit Neuwagen, renoviertem oder neugebautem Haus, Whirlpool, 3 Toiletten und Duschen, Einbauküche, 1000 EUR teure Espressomaschine …
Für einfache marokkanische Masstäbe gehöre ich hingegen immer noch zu den Wohlhabenden.
Dort können erste Begegnungen stattfinden in der Diskrepanz von Haben und Dasein.
In Europa habe ich wenig, in Marokko viel, – Globalisierung?
Der Saharawind kommt geschwind, und ich stehe auf wenn die Sonne scheint.
WAS KANN VERLORENE ZEIT SEIN?
Es ist eine andere Sonne als sonst, nicht Herbst, zu stark die Strahlen, kein Frühjahr zu seltsam die Luft. Klar wie im eisigen Winter die Sicht, bis die Wolken auch hier aufziehen.
Nicht immer nur dieselben Gesichter sehen, dieselben Gesten, Menschen, dieselben Fragen und Antworten hören und doch Manches beibehalten, Gewohnheit in der Abwechslung.
Wie die Wellen rollen die Jahre dahin, und alle sich selbst über und wiederholend zerschellen am Strande der Zeit.
Das Schiff fährt voran, es bläht die Segel im Saharawind den Wellen entgegen, die es nie erreichen Hier auf der Terrasse überm Meer stehe ich wie auf einer Brücke ohne Kurs, die Fahrt dauert an.
Man kommt nie im Hafen an, nur auf einem Schiff. Der Blick geht hinaus aber das Schiff steht, nur der Zeitenwind verschafft den Anschein von Bewegung.
Die Tage werden dahingehn, die Haut fällt ab. Die Reise ins Nirgendwo, ifnie, if never, forever.
Und schon wieder oben auf Deck obwohl ich damit nicht gerechnet habe, – Sidi Ifni Conferences das 4. Jahr in Folge. Viele und lange Gespräche und Diskussionen mit den Wenigen Individualreisenden die jetzt noch „trotz“ Corona unterwegs sind.
Gespräche mit den Marokkanern welche die Schnauze voll haben vom Corona Schwachsinn und eigentlich nicht so angstgesteuert sind wie in Europa, nur sich vor der Polizei etwas in Acht nehmen müssen um nicht unter Bann zu geraten.
Bilderbergen low level. Stanislaw Lem und die Pille der Wirklichkeit im futurologischen Kongress.
Und die Esel rasten aus wie einst auf Ithaka. Und das nicht ohne Grund wie man sehen kann:
Ob der Esel denn den richtigen Sicherheitsabstand vor den Nüstern hat, eine europäische Coronapreisfrage.
Viele Männer in SI und allgemein in Marokko oder im Süden sitzen die meiste Zeit in den Kaffeehäusern rum, untätig, gelangweilt.
Warten gewissermassen das die Zeit vergeht, in der unterbewussten Erkenntnis das es sowieso nichts langfristig zu erreichen gibt, sie pfeifen auf die Illusion eines Ziels welchem man ständig hinterherzurennen hat, wie Tantalus vergeblich nach den Trauben hascht wie der Karrierewahn in der westlichen Hemisphäre und auch in Asien.
Jeder hat seinen Kampf zu kämpfen, ist nicht mein Kampf!
Mit Boubkar sprach ich heute ein wenig über den Coronbla und wie die in Lettland immer mehr abdrehen, jetzt soll laut Karins Ministerrat keiner sich mehr mit einem anderen treffen. Tja, meinte Bob, demnächst ist es verboten in den Spiegel zu schauen, da man sich so mit sich selber treffen und infizieren könnte.
Kuriose Umkehr der Verhältnisse
Früher war das Gesicht der meisten Frauen in Marokko bis über die Nase verschleiert, verhüllt.
Heute müssen es die meisten Männer in Marokko unter Strafe selber tun, derweil die Frauen oft ganz ohne Maske durch die Gegend laufen ohne von Polizisten belästigt zu werden.
Gestern das Seuchenpaket complett. Vorgestern abend nach einem ausgiebigen Fischmahl auf meinem Terrassenzelt, ein Glas Wein getrunken und eine Kippe geraucht, und urplötzlich wie ein Schuss in den Rücken ein Übelkeitsanfall ersten Grades. Assis sass noch mit einem Bier oben, ich musste mich entschuldigen und hinlegen. Denn nächsten Tag mit Durchfall gekämpft und eigentlich nur gelegen und dann abends eine Rotznase gekriegt. Die Nacht durchschwitzt und des Morgens den Geschmack verloren, aha dachte ich, wie immer mal einmal im Jahr eine richtig gute Erkältung.
Mag am relativ kalten und windigen Wetter liegen und am schwimmen und am Besuch beim Barbier da die wärmenden Haare weg waren danach.
Die meisten Menschen denken sie hätten ihr Leben im Griff, könnten es lenken, bestimmen.
Beschränkt auf ihren kleinen alltäglichen Horizont mag das zutreffen, beschliessen morgens nach dem Kaffee aufs Klo zu gehen, pünktlich mithilfe des Weckers aufzustehen, das Auto abzuschliessen, die Rechnungen zu bezahlen, Produkte zum Essen auszuwählen und einzukaufen.
Antrainierte Gewohnheiten wie die Prägung der Gänse bei Lorenz. Doch wenns um den Tod geht kann man sich auf die Gewohnheiten nicht mehr verlassen sondern die verlassen einen Stück um Stück. Und unberechenbar , unvorhersehbar und ausserhalb der eigenen Regie kommt der Tod wie man eben auch geboren wird. In unserer heutigen Coronatraumwelt denkt man selbst dem Tod ausweichen zu können, ihn zu regulieren in seine Alltagsgepflogenheiten einpassen zu können.
Lächerliche Vorstellung, als wenn ca. 3000 Jahre geistesgeschichtliche Entwicklung eine überflüssige Schimäre gewesen wäre.
Die Arroganz des schon Gewesen seins.
Und immer wieder kommt mal der Gedanke auf, wenn das ganze kosmische und menschliche Spektakel einer angeordnet hat, dann wäre es ein schlimmerer Schalk als ich!
Weshalb die wirklich Weisen, Griechen, Asiaten und Perser solch einen Gedankengang aufgrund täglicher Erfahrung der daraus folgenden Schlüssen ablehnen konnten. Alles andere Denken wäre nämlich Blasphemie ihres eigenen Selbst gewesen!
Und worauf schauen wir? Auf Zahlen von Toten, dann Infizierten und auf eine Übersterblichkeit bei einer Überbevölkerung. Ratten konntens nicht besser!
Derweil das Hospital in Sidi Ifni mehr oder minder im Dornröschenschlaf sich befindet:
Welche Reise geht wohin, das ist manchmal die Frage der ich mir nicht so klar bin.
Ich sehe die Zeit und die von ihr hervorgerufenen Veränderungen, sonst gar nichts!
Und lebe die wenigen Momente, die fern von Zeit und ihren Verwandlungen sind, das Kaleidoskop genau desselben.
Wie schön und schaurig ist es über den eigenen Tod hinausdenken zu können!
Über die kleinen Steine eines zerbrechenden Ichs, wie sie den Hügel der Zeit hinabpurzeln, die Gegenstände, Pläne, Taten, Schriften, Wünsche …
Fragmente zerstreut in der wüsten Geschichte.
Die Ohren die der Muschel ähnlich, man hört nur das Rauschen seiner selbst.
Aus einem Buch: Der Schiffbruch von Erwin Hess 1937 Berlin was ich neben ein paar anderen philosophischen Titeln zum Lesen mitgenommen habe:
„Vielleicht gibt es weder auf unserer Welt, noch in dem unendlichen Raume, in dem sie sich befindet, einen Ort, wo man Alltäglichkeit und Langeweile nicht kennt.“
… „Der Mensch ist ein vergängliches, hinfälliges Wesen, Zufälligkeiten ausgeliefert, unfähig sein Dasein wirklich zu sichern, und ebenso unfähig das Leben mit dem Verstande zu erfassen, oder durch den Willen zu lenken. Allen seinen Unternehmungen hat die Natur Grenzen gesetzt und dies so geschickt, das es bei pessimistischen Charakteren geradezu den Eindruck einer Verschwörung gegen die Menschen hervorrufen muss. Zwanzig oder dreissig Jahre dauert es, bis aus einer Summe von Erfahrungen und Wissen Überblick und Reife wachsen, die uns befähigen etwas zu leisten; doch während wir damit beginnen, mühselig Stein auf Stein zu häufen, Irrtümer entdecken, revidieren, und so nur langsam und nach tausend Anstrengungen und Mühen in die Lage kommen, das Richtige zu tun, oder das Richtige wenigstens zu ahnen, stellt uns der Tod ein Bein, und das Leben, das wir in einem Kerker verbrachten, der durch die Unzulänglichkeit unseres Geistes und die Hinfälligkeit unseres Leibes begrenzt wurde, ist zu Ende.“ …
„Die Frösche in den Sümpfen riefen ohne innezuhalten ihre Wünsche in die Nacht, auch die Schreie der Todesnot vermochten ihre Stimmen nicht zu beschwichtigen. Wenn ein langgezogener, klagender Laut, der in einem Gurgeln erstickte, den Choral unterbrach, der aus den Sümpfen aufstieg, so setzte er dann um so heftiger wieder ein, als würde das Leben dem Tod seinen Erfolg neiden. Die Sinnlosigkeit des Lebens klang in den Stimmen seiner Geschöpfe wieder.“
„Erklärungen der Wissenschaft, die uns nur wenig Gesichertes zu geben imstande sind, die von einem stet schwankenden Grunde zu den höchsten Höhen aufragen, aber dem Menschen das Leben nicht erklären und dem Tod seine Bitternis nicht nehmen können.
„Aber vielleicht ist eben das der Preis der Weisheit: In dem Masse, in dem sie uns ermöglicht, dem Unglück zu begegnen, in demselben Mass macht sie uns unfähig, Glück zu geniessen.“
Wenn man nicht über das eigene Leben nachdenkt, dessen Verwicklungen, Abhängigkeiten, Wünsche, Befürchtungen und Pläne, – dann denkt man über das Leben der Anderen, Menschen, Pflanze, Tiere, Steine, Wasser, Kosmos… etwas weniger befangen, obwohl irgendwie das eigene Ich nicht grundverschieden von den anderen Lebens – und Existenzformen ist.
Die Wüste ist langlebiger als das Meer, sie kann nicht so schnell verdunsten.
Wie Dominosteine fallen die Würfel der Entscheidungen, gleicht wirft man sie nochmal hinterher und sie purzeln uns drunter und drüber, zurück, dort und hierhin, oder einfach fernsein..
Fünfe mal gerade sein lassen war immer schon mein Prinzip gegen alle Mathematik.
Transformation oder Abgesang der Menscheit?
Da werden sich in dieser Zeit die Weichen wohl stellen, egal wohin die Reise geht den Preis wird immer der Einsatz übertreffen.
Kein Ende finden zu können, die Tragik meines Lebens.
Weltferne und Weltnähe bei Dauthendey
Weltferne ist die äussere Form der gestalten, das Leben in den einzelnen Existenzen, Momenten.
Weltnähe das stille Ahnen, Fühlen und Wissen des Eingebundenseins in die unendliche kosmische Bewegung von Raum und Zeit.
Was zur Zeit hier seit einem Jahr Coronadiktatur passiert ist ein Verharren im leeren Raum zwischen den beiden Polen.
Stagnation ohne Befreiung oder Besinnung, Angststarre.
Viele grossen Wünsche gehen klein in Erfüllung, jetzt wie eine seichte Verfimlung von Marry kelly, Der letzte Mensch, die leeren hotels, von einsamen Flugplätzen, stillen Restaurants, geschlossenen Bars.
Die meisten Menschen bleiben, nur andere kommen kaum noch.
Zweispurige Alleen im stillen Abendlicht, das Leben zerbricht.
Seicht weil es noch alte Bekannte, und neue Bekannte gibt mit denen man was unternimmt.
Viele reden zur Zeit über Influencer, bin ich in meinem Leben auch, ohne die vielen kurzen Klicks, aber mit den langen Gesprächen und Diskussionen welche für beide Seiten befruchtende Anregungen bringen.
Die Frage z.B. wenn ich einen Stein in einen See oder sonstwie geartetes grosses Wasser werfe so bildet er kleine sich ausbreitende Ringe als Wellen.
Wenn ich einen Stein in die Sandwüste werfe macht es plop und das wars, zumindest für unsere menschliche Betrachtungsweise.
Wie sagte mir Aziz letztens in der Wüste zusammen mit seinen Freunden bei einer philosophischen Diskussion:
“Der Tod ist eine Sache, das andere die Geschichten.”
Was ist Heimat?
Jetzt nach einer Winterwoche in der Wüste wieder in Sidi Ifni, die Bilder würden den Kopf sprengen, wenn nicht über all dem eine gewisse Eintönigkeit liegen würde in Landschaft, Phlegmatismus und der ewigen Sonne.
Zum zweiten Male auf derselben Reise wieder zu einem Platzt für etwas längere Dauer zurückgekehrt.
Nur für eine kurze Zeit befinden wir uns auf der Erde, wie Reisende, gestartet von irgendeinem Bahnhof der Sexualität, demnächst dann aus gefrorenen Reagenzglaswartesälen, manche verbleiben gleich dort im heimischen Umfeld der Erzeuger bis zu ihrem Tode. Viele Andere wechseln die Orte, machen sich es mal hier und dort gemütlich und fühlen sich für eine kurze oder längere Weile wohl an einem Ort.
Die Zeit des Aufbruchs kommt immer, ob freiwillig oder gezwungen.
Nichts hat Bestand, doch Woge auf Woge vermitteln uns ein ruhig schwingendes Gefühl der immerwährenden Fahrt, manchmal am Fensterplatz oder auch nur im Tunnel des Lebens.
In meiner Philosophie beschreibe ich das Leben als ewigen Kreislauf mit immer neuen Abenteuern und verzweigten, verspielten Wiederholungen mit all ihren gedachten und undenkbaren Varianten.
Im wirklichen Leben bin ich Pessimist was die näher absehbare Zukunft der Menschheit anlangt.
Meine Existenz ist auch nicht gesichert, aber das Bewusstsein des Todes macht jegliche Sicherung zu einer Farce, überflüssig! Mal lebt man ohne, mal mit eingebildeter Sicherheit welche nur einen überschaubaren Zeitraum durch die Gewohnheit als gesichert, abgrenzen und einzäunen kann.
Überhaupt jedes Experiment ist schliesslich zum Scheitern verurteilt, damit es ein neues gibt.
Probieren und verlieren, dazwischen liegt der Gewinn, ausserhalb der Zeit und auch des Verlustes ist das Leben keine Balance geschweige denn ein ausgeglichenes Gleichgewicht, sondern eine Amplitude, und desto weiter diese Schwingungen ausschlagen umsomehr verspürt ein Individuum die Stärke, und damit verbunden auch die Einsamkeit. Der Wechsel macht die Würze. Die Zeit verrinnen lassen, ein Kamel wandert durch die Wüste und pickt sich hier und da mal stacheliges Halbgrün auf.
Die Trägheit des Lebens kann neu erfunden werden.
Thinking, sinking and drinking
The holy threeness of Dionysos.
Happy Corona
Der Rhythmus, ein schwieriges Thema.
Keyserling bearbeitet das etwas genauer. Ich selber habe zum Beispiel überhaupt kein rythmisches für Musik – Instrumente.
Rhythmus ist nicht Balance, man kann auch im Rhythmus durchs Leben stolpern wie ein Behinderter, aus wessen Blickwinkel wird das bewertet, betrachtet?
Wohl am wenigsten aus dem eigenen, ausser man hat genug zynisch sarkastischen Abstand zu sich selber.
Also aus dem Blickwinkel der Anderen.
Anpassung mit Vorzugsideal oder Individualität als Behinderung der Gesellschaft?
Das gewöhnliche Ich geht seinen wirklichen, eingebildeten und anerzogenen Bedürfnissen nach.
Daneben gibt es bei manchen Menschen noch ein zweites übergeordnetes aber nicht agierendes Ich, einen Betrachter seiner selbst.
Wie oft habe ich mich schon fahrend, reisend, laufend, redend von aussen gesehen, jemand auf einem Weg, auf einer Suche wohin , nach was auch immer.
Dieser seltsame Betrachter was ergründet er, was schliesst er aus seinen Wahrnehmungen einer Ich Figur auf der grotesken Weltbühne?
Nietzsche sagte dazu mal, man geht zugrunde wenn man immer nach den Gründen sucht.
Auch meine guten Tage in Sidi Ifni sind gezählt.
Sah heute Abend wie vor dem Hotel die Polizei jemanden abgeholt hat, auf der Strecke nach Gülmin alles voll mit Bullen jeder Art, Aziz durfte heute 15 EUR latzen weil er bei 60 71 km/h gefahren wäre. In Europa machen sie Jagd auf einfache Menschen die sich mit ein paar Freunden treffen wie auf Freiwild. Vielleicht sollte ich hier mein Leben beschliessen, auf das was kommt bin ich nicht mehr besonders scharf, dann lieber mal ein neues Spiel beginnen.
In SI habe ich zwei jüngere Marokkaner aus Casablanca getroffen, wir haben etwas Billard gespielt, habe mehrmals souverän gewonnen. Dann plauderten wir noch ein wenig über Corona in Marokko und wie unetrschiedlich die Polzei Ausgangssperren und geschlossene Bars überprüft, und das in Sidi Ifni viel zuviel Polizei wäre.
Da sagte er mir das er der Sohn vom Polizeichef in SI sei, schön meinte ich, dann sag deinem Vater mal, das die ganzen Polizeistreifen ganz schön aufdringlich wirken und auch den Tourismus nicht fördern würde. Warum, meinte er, weil was soll ein Besucher denken wenn in der Stadt dauernd Polizeistreifen rumfahren, das es eines der kriminellsten Städte in Marokko ist?
Und auch wenn mit Schlussfolgerungen von selbst eingeleiteten Ursachen sich die Umgebung danach verändert, so sind jedenfalls danach kaum Kontrollen und Polizeistreifen abends mehr zu verzeichnen. Man wirft einen Stein in einen See …
Alle Träume, Visionen glühen im Untergrund, wie Vulkane die noch nicht zum Ausbruch gekommen sind. Derweil wir schon die Asche über unseren Köpfen spüren.
Keine Angst vorm Klabautermann.
Eigentlich könnte ich mal Asyl in Marokko beantragen wegen Verletzung der individuellen Menschenrechte in Europa Deutschland Lettland.
Sich treiben lassen wie ein Blatt im Wind, wie Gischt auf der Woge.
Den Willen zu etwas Stück um Stück ausschalten.
Irgendwie erfülle ich mir mit den 2 Monaten SI einen Jugendtraum.
Damit ich am Menschen nicht völlig verzweifele, deshalb fuhr ich 2020/21 nach Marokko, Sidi Ifni.
In einem psycholgisch taktisch gigantisch kleverem Manöver wurde den unzähligen Überflüssigen klargemacht was sie sind, eine eingesperrte Legehennenbatterie, mehr nicht.
Vor Jahrzehnten noch waren viele von Ihnen nötig für den Erhalt des technisch verfeinerten luxuriösen Lebensstandards für Wenige. In Industrie, Fabriken, bevor die globale Technisierung Einzug hielt waren sie der Garant für den Wohlstand einer kleinen Gruppe.
Jetzt wird auch diese bereitwillig arbeitsproduktive Masse der mehr oder weniger Ungelernten überflüssig. Die Maschinen computergesteuert ersetzen viele von ihnen.
Und diese Maschinen wiederum produzieren dann fast ohne grossen menschlichen Einsatz weitere Maschinen, und noch mehr werden überflüssig. Um sie zu „retten“ muss man sie erstmal einsperren und voneinander trennen!
Die kleinen Jungens unter der Terrasse am Müllabhang sitzen auf zwei Steinen und schauen auf ihr Tablet, nehmen Erlebnisse visuell vorweg, Erlebnisse welche sie nie erklommen haben, ohne praktische Erfahrung der vielen oft vergeblichen Versuche, keine Pfade wurden geebnet oder gegangen. Es ist noch nichtmal eine Vergeistigung des Lebens, es ist eine schräge Abkehr davon schon zu Beginn.
Und die 8 Milliarden meist in ihren jämmerlichen Buden eingepfercht wie Vieh, warten digital aufs virtuelle Glück, doch kommen wird pragmatisch banal das Gegenteil für noch mehr als die Meisten.
Alles in die Alten reinstecken und die Jungen ausbluten lassen, das ist das neue System Coronadiktatur. Die Alten können sich nicht mehr gross bewegen, also dürfen die Jungen dann auch nicht mehr raus…
Die werden sich nochmal wundern was sie angerichtet haben wenn sich das Blatt wendet.
Jeden Nachmittahg fast trinke ich gegen 17 Uhr ein bis zwei Gläser WeinOsaft gemisch und rauche ein oder zwei gute Teile. Dann begebe ich mich langsam an der Küstenpromenade entlang in die Stadt rauf. Die untergehende Sonne scheint mir entgegen und blendet mich trotz Sonnenbrille so, das ich keine Menschen, Gesichter erkennen kann.
Dann gibt es ein Abendmahl, meist gegrillter Fisch auf dem Markt und zum Nachtisch manchmal ein fettiges Crepes mit Schoko, dann verlässt der Kapitän wieder den Hafen und begibt sich zurück auf sein Schiff zur weiteren Richtungsbestimmung.
In der Zeit der grössten Beschränkung geniesse ich höchste Freiheit, – immer gegen den Strom geschwommen, antizyklisch. Das ich bisher nie den Kontakt zu den einfachen Menschen verloren habe, hat mich vom Wahnsinn abgehalten. Das die einfachen Menschen jetzt langsam auch verrückt werden wird mich nicht vom Denken abhalten.
Der Saharavogel zwitschert draussen ungerührt vor sich hin, hunya blin!
Die Reserven sind dünn, es geht dahin.
Das Meer umklammert mich wie der Oktopus einst auf Ithaka,
einen hatte ich mal eigenhändig mit kleiner Harpune erlegt.
Ein Ausweg nicht zu sehn und hinein möchte ich auch nicht mehr in die Angstmaschine der abgehalfterten Zivilisation.
Es ist als wenn man als Maschine in sein eigenes Getriebe schaut.
Kein Spiegel!
Kein Schatten!
Das Spiel der Formen könnte sich in der Zeit selber zermürben.
Das Rad der Zeit wälzt alles erbarmungslos nieder.
Bleibt das Schattentrinken
Alles Übel begann mit der Entwicklung des Sicherheitsdenkens in der menschlichen Gesellschaft. Erst haben einige vermögende Menschen sich individuell versucht besseren Schutz vor Unbilden, Krankheiten, Zufälligkeiten zu verschaffen. Das wurde dann schrittweise beginnend besonders in der Nazizeit nicht mehr den Menschen freiwillig überlassen ob sie ein Risiko eingehen wollen oder lieber den vorsichtigen sichern Weg wählen, sondern die Sicherheit wurde zum Gesetz für jeden, und jedes individuelle Risiko wurde unter Strafe gesetzt mit der Begründung man würde ja auch Andere gefährden. Prozentual stimmt das in meisten Fällen nicht, wenn ich keinen Anschnallgurt trage, wen gefährde ich ausser mir? Wenn ich bei grossen Wellen schwimme gehe obwohl am Strand Baden verboten ist, wen gefährde ich ausser mir? Anstatt zu argumentieren, das wenn ich z.B. am Strassenverkehr teilnehme setze ich mich einem Risiko aus, was es smit allen Mitteln zu vermindern gilt, bleibt es jedem selbst überlassen das zu tun oder eben nicht und zu Fuss vorsichtige Schleichwege zum Ziel zu gehen, verordnet man totale Sicherheit für jeden und erstickt somit jegliche Individualität, da der Hauptmotor der Wirtschaft und technischen Entwicklung nicht mehr im Schaffen von neuen Perspektiven liegt, sondern nur noch im immer sicheren Funktionieren der gewohnten Abläufe, das ist pure Dekadenz, das Ende der so grosskotzig aufgetretenen Zivilisation. Das Coronaspiel treibts schliesslich auf die Spitze, alle verkriechen sich auf Befehl und Notgesetz in ihren kleinen stickigen Höhlen und warten auf den sicheren Tod, das einzig wirklich Sichere. Wie armselig doch so eine arrogante Zivilisation zugrunde geht. Und keiner steht auf und sagt, lass uns wieder leben und sterben und scheissen auf den ganzen Corona und Sicherheitswahn, wir sind Eintagsfliegen im Kosmos und was der eine Tag nicht bringt, kann der andere nicht nehmen, lass uns in und mit der Zeit leben ohne sie zu verherrlichen oder zu fürchten. Bevor wir das Leben vergessen und nur noch wie Zootiere dahinvegitieren in unseren kleinen Zellen, selbstgebaut für ein elendiges einsames Ende.