Krim 2011

Crazy Crimea 2011

21.8.
Regen wie immer in der letzten Zeit, auf mit dem Bus und Gerald dem zweiten Fahrer nach Tartu.
Die Gruppe wartet startbereit auf uns an der estnisch orthodoxen Kirche.
Mit dem Popen noch die Details der Segensversicherung ausgehandelt um kleine Schäden wie beim letzten Mal zu vermeiden, und dann auf Richtung Weissrussland.
Abends im Dunkeln bei Ezernieki, kein optimaler Platz, ohne Wasser und Stress mit zweien aus der Gruppe wegen Kälte und Nässe konnten sie scheinbar kein Zelt aufbauen.
Martin legte sich einfach mit der Matte und Schlafsack draussen hin.
Am Morgen dann kurze Krisensitzung bevor Weissrussland die beiden Indrek und Triin etwas überfordert mit unseren Reisegewohnheiten, so habe ich ihr Angebot über Riga wieder zurückzufahren aus falscher Kompromissbereitschaft nicht angenommen.
Es ging um Platzsuche und Platzbedingungen im Bezug auf ihr Reisezelt welches ca. 10 min. Aufbau braucht, es ging auch um mehr wie sich später herauskristallisierte.

22.8
Zwei Stunden an der weissrussischen Grenze Zettelspiele, Martin ist vorher zu Fuss über die Grenze gegangen da unser Bus offiziell nur 9 Plätze hat.
Die Zöllner fragten mich ob ich ihn kenne, natürlich nicht antwortete ich.
Vitebsk, eine rausgeputzte Stadt mit frisch lackierten Kanaldeckeln, in Weissrussland wird auf das äussere Erscheinungsbild viel Wert gelegt, Zäune in Volksmuster als Plattenbauware säumen die Ränder der Strasse entlang von Dörfern. Polizei wenig zu sehen, die Strassen nach den desolaten Zuständen in Lettland geradezu als optimal zu empfinden.
Auf der Hauptstrasse weiter südlich verändert sich das teils übergepflegte Aussehen ein wenig, auf dem Lande ein Magazin mit wenig Auswahl und seltsamem Zetteltisch die Leute freundlich, aufgeschlossen und nicht völlig verzweifelt oder deprimiert zugeknöpft wie oft in Lettland.
Hinter Vitebsk kurz vor Gomel dann laut Karte ein See, aber der war weg und so übernachten wir nahe am Fluss und besuchten eine Kneipe an der Hauptstrasse. Dort ging das Leben hoch her, ein kommen und gehen von Autos, Leuten, Gruppen sitzen draussen mit reichlich Drinks, ein alte Russin fängt an zu tanzen …

23.8

Gomel, ohne Bücher im 2. Weltkrieg stark zerstört worden, die jüdische Gemeinde vernichtet bzw. deportiert, eine kalte Stadt mit wenig Lachen, aber trotz angeblich kommunistischer Diktatur ein grosses Spielcasino mit Roulette und Black Jack, welches auch tagsüber gut besucht war.
Nachmittags dann wieder Grenz und Zettelspiele. Am ukrainischen Grenzposten ewige Diskussion über Bus oder nicht Bus sein die moderne kafkasche Nummer mit einem Hauch von Shakespeare, schliesslich durchgesetzt als Autobus Hotel ohne irgendwelche Gebühren für öffentlichen Reiseverkehr als Gewerbe zu zahlen, was ja auch nicht der Fall war.
Die Platzsuche am Abend auch wieder schwierig da wir am nächsten Morgen Kiew besichtigen wollten.
Kurz vor Beginn des Molochs doch zwischen zwei halbfertigen Neubausiedlungen bzw. Dörfern an einer Schutthalde einen ruhigen Platz gefunden mit Bäumen drumherum und reichlich Hanfpflanzen.

24.8

Kiew obligator
Independence Day, 20 Jahre Ukraine . Das heist die Stadt ist verkehrstechnisch fast leer, was mir sehr gefiel, ach die meisten Einwohner haben anscheinend die Stadt Richtung Sommermeer verlassen, nur in der Fussgängerzone viel Spektakel mit politischer Dauerberieselung, Prospekten, Schautanzen etc..
Der Hype des goldenen Kapitalismus hängt noch teils grotesk in der Stadt herum, ein Ferrariladen wo Zigarrenkisten und Modelle angeboten werden für Leute deren Reichtum schon lange den Rest von Hirn gesprengt hat.
Dann der 500 km Ritt nach Odessa durch weitgehend waldlose Steppe auf einer mal brauchbaren und mal verrotteten 2 spurigen Strasse.
Mit Mühe noch in der Dämmerung nahe bei der Stadt einen Platz am Meer gefunden.
Abends noch im Strandcafe ein Bier getrunken und einen kleinen Imbiss genommen.

25.8

Der Sommerbetrieb lässt langsam nach, ein paar Zelte in kleinerer Entfernung und haufenweise Müll den morgens die Ratten durchforsten auf meinem Weg zum Frühbad im Meer.
Mal wieder Stadt, der Markt ist vermutlich der beste und grösste in der Ukraine wo neben gepresstem Granatapfelsaft, Unmengen von getrockneten Fischen auch viel eigenerzeugter Käse angeboten wird, darunter ein köstlicher Schafskäse welchen ich nirgendwo wieder in der Ukraine gefunden habe.
Die alte Passage besichtigt in welchem Hotel ich schon 2005 ein paar Nächte verbracht hatte, mit Blick auf den Innenhof wo nachts die leeren Flaschen krachten.
Weiter über Cherson nach Novy Port in der Nähe von Sadovsk gegenüber der Krimküste.
Am Abend noch das Wasser getestet, bei scharfem Wind vom Land Tmperaturen unter 18 Grad, wie an der Ostsee.Auf dem Spaziergang zum Ort erstreckt sich am Strand eine gigantiche Vergnügungsmeile mit Schiesständen, Riesenrad, Spielotheken, Essbuden in jeder Form bis zu Restaurants, Diskos, Nachtbars …
Nach 2 km flanieren habe ich aufgegeben.
Zwei anscheinende Medusen leuchtend im Wasser entpuppten sich als Lampen um Fische ins Netz zu locken.
Ähnlich wie die Motten der Touristen die Vergnügungszentren umschwirren. Gruppendiskussion am Lagerfeuer wieder über die Platzfrage.

26.8

Morgendösen am Strand, dann auf zur Krim, an der Grenze zur Autonomen Republik eine Polizeikontrolle welche aber in ihrem Stäbchenfuchteln so unklar war das ich einfach weiterfuhr.
Im hinterletzten Dorf inmitten der Krim dann eine estnische Gemeinde besucht, das halbe Dorf schon verlassen und die Krimesten stark lethargisch, nicht unfreundlich aber in keiner Weise besonders an einem Austausch interessiert.
Ein stilles Dorf der Wind fegt über die ungeschützte Siedlung, wenn da mal im Winter das Gas abgedreht wird, welches in jedes Haus aussen mit einer Leitung geleitet wird, sehe ich schon das ersterben vor Augen.

Ein guter Hinweis führt uns zum Kap an der Westküste wo das Meer von beiden Seiten eine Landzunge umspült, ein Campingplatz offiziell mit hochgelassener Schranke ohne Kassierer.

27.8
Die Wellen ziehen voran und hinab, ein herrliches Wasserspiel stundenlang vom scharfen Wind begleitet, welcher das hier sowieso schon schön warme Wasser um 24 Grad noch wärmer erfühlen lässt.
Auch das Ende des Sommers im Vollzug.
Die Bar wird mit ihren Sitzgelegenheiten eingeräumt, aber es kommt immerhin noch Traktor mit Süsswasser wo die Leute ihre Kanister füllen wie in Afrika.
Die wenigen Restaurant im ca. 3 km entfernten Ort haben wenig anzubieten auch schon in den Winterschlaf versunken.
Keine Wolken mehr am Himmel endlich mal dem drohenden Regen entronnen, auf der Krim hat es seit Anfang Juni nicht mehr geregnet.
Ein schöner Strandtag.

28.8.
Morgens noch einen kleinen Schwimmausflug zur Kapinsel gemacht, nicht so einfach bei dem starken Wind, ein alter rostiger Mast teht auf der Insel und eine Lagune durch welche ich wate und brütende Vögel aufschrecke, kein Mensch mal zur Abwechslung. Später dann weiter nach Yevpatoria.
Schlammbaden und kaltes Wasser, ein Dorf mit einem Gebrauchtbuchladen an der Strasse, an der Steilküste ein schöner Platz zum Übernachten, aber Indrek: „Keine Zivilisation, und in dem Wind kann man kein Zelt aufbauen.“ Also schon im Dunkeln in Yevpatoria angekommen, mühsam einen schlechten Weg zum Strand gefunden, schön vollgeschissen, – aber da kann man natürlich sein Zelt super aufbauen auf einen Scheisshaufen der Zivilisation.

29.8.
Im trüben dreckigen Wasser vorsichtig ein Bad genommen, ei
ne Familie zieht mit Kind und Kegel am Strand entlang, der Urlaub sah nicht besonders glücklich aus.
In Simferopol ein Antiquariat entdeckt, sogar mit ein paar deutschen Büchern aber utopischen Preisen.
Auf dem Markt der Milchprodukte Pavillon geschlossen, aber dafür einen netten Schaschlickverkäufer mit Bedienung.
Auf Fragen antworten Ukrainer eher selten und dann meist mit vollständiger Unwissenheit.
Simferopol eine Hauptstadt i der Einöde ohne jeglichen Sinn oder Funktion, die Läden relativ schwach versorgt und chinesische Plastikmüllstände an jeder Ecke.
Immer wieder aufkeimende Diskussionen an Bord zwischen den estnischem Mitreisenden untereinander, Vorwürfe von Indrek was mich betrifft und gegenseitig Vorwürfe der Esten an Indrek das er zuviel Ansprüche hat..
Nachmittags weiter nach Baschantarei, dort ein wenig Berge und etwas Grün.
Ein Sommerdomizil türkischer Kalifen welche einige Jahrhunderte die Krim beherrschten.
Einen Region der Reichen zur Erholung gewidmet, teure Restaurants, ein geschlossenes Museum dafür ein kleines Fundstück als Souvenir an der Ausgrabungsstätte.
Spätnachmittags dann zur 3. Stadt des Tages, Sewastopol.
Immerhin abends einen halbwegs ruhigen Platz am Park gefunden, dann Exkursion in die Stadt.
Nah 250 Tagen Belagerung durch die Deutschen im 2. Weltkrieg zu 99 % zerstört . Dann schon in den 50er 60 Jahren wieder aufgebaut in relativ prunkvollen Stalinstil.
Gerald und ich unternahmen eine kurze Bootsfahrt welche eigentlich ein Linienverkehr zur anderen Seite des inneren Meeresarms war, wo eine Speerzone links war, Bedeutung unklar und rechts ein Festngsbau.
Viel Hip – Hop auf dem Rückweg, die Treppen zum Park aufwärts ein kleiner Trinkertreff für junge gelangweilte Menschen, eine Russin aus Moskau gesellte sich zu uns um irgendwie die Zeit zu vertreiben.
Nochmal Diskussion mit den Esten über unsere 2 neuen Teilnehmer Indrek und Triin, viele sahen Probleme und fühlten die Atmosphäre als vergiftet.
So entschied ich mich nach reichlich Trinken dieses Problem radikal durch Rausschmiss zu lösen und reduzierte wie im alten Kinderbuch unsere Gruppe von einst 10 kleinen Negerlein nunmehr auf 7.

30.8.

Ein schwerer Morgen, Gerald fährt los, die Stimmung in der Truppe ist ziemlich am Boden begleitet noch vom Kater des frühen Morgens der abschliessenden Diskussion.
Jalta, unser Konferenzen waren erstmal beendet, eine Stadt vollgestopft am Berge ohne irgendwelche schönen Gebäude, Am Strand dann verliert Kaspar seine sehensnotwendige Brille im Meer.
Ich schmeisse meine Sonnenbrille hinterher in der Hoffnung zu sehe wo sie hintreibt, aber das Meer scheint gefrässig.
Dennoch nach einer Stunden angelten wir wieder 2 Brillen am Strand , das Meer war gerecht, nur waren es nicht unsere verlorenen Brillen sondern andere.
Nach Jalta beginnt hinter Alushta die wirklich bergige Strecke, schwer zu fahren mit Serpentinen 40 km/h durchschnittlich maximal, zur Erholung eine Schüssel von Weintrauben , frisch gepflückt am Wegesrande.
Linna fällt ins Seitenfenster, das schon mal ersetzte Plexiglas zerbricht und ein Stück fehlt oben aber, es war ja warm genug und klauen wollte aus dem Bus sowieso keiner was.
Wir nehmen noch 3 Tramper mit, welche Musik in den Strandbädern machen um ein paar Griwnas zu bekommen.
Sie führen uns nach Kurortne, einem kleinen Nest am Meer, wo wir neben Bauruinen von Einst und Jetzt einen guten Schlafplatz fanden.
Abends noch im kleinen Vergnügungsviertel noch ein paar Bier getrunken und von den relativ unmotiviert musikspielenden Trampern noch einen starken Schnaps ausgegeben bekommen. Es war eine lustige Truppe, 2 Männer und eine Frau, einer aus Weissrussland zwei aus der Ukraine welche sich durch musizieren an Standpromenaden ein wenig Geld verdienen wollten, irgendwie hats wohl auch meist funktioniert.

31.8.
Langsam findet die Gruppe wieder Spass am individuellen und spontanen Reise.
Hinter Feodossija, eine Stadt mit Markt wo wieder mal die Milchabteilung geschlossen, bzw. nicht vorhanden war,  die Frage, weiter nach Kertsch oder das Haff am Assowschen Meer zu überqueren.
Letzteres klingt interessanter

Die Karten entsprechen oft nicht der Wirklichkeit, auf manchen Karten ist eine Strasse über das ca. 90 km lange Hff entlang der Westküste des Assowschen Meeres eingezeichnet, auf anderen nicht.
Wir entscheiden uns den Versuch zu wagen und verlassen nach kurzer Zeit hinter Kamyanske die Asphaltstrasse um auf einer relativ breiten Schotter/Sandpiste bis zum letzten Dorf laut Karte, nach Solyane zu gelangen.
Anstelle einer Strasse gabelt isch die grosse Piste in ca. 10 kleine Fahrspuren von Geländewagen, Traktoren, welche alle grob in eine Richtung führen sich kreuzen, schneiden und aufgrund ihrer Unebenheiten mit meinem Bus eigentlich kaum befahrbar sind, etwa ca. 10 – 15 km die Stunde Maximum.
Nach 1 Stunde , mittlerweile im völligen Niemandsland, halte ich an und wir beratschlagen ob 80 km unter solchen Bedingungen möglich sind.
Wir schauen uns das Assowche Meer an, Strand bsis zum Horizont, ohne Menschen, nur selten holpert ein alter Geländewagen entlang der Spurenwege.
Einen davon befragen wir nach der Strecke, er meint ca. 9 Stunden bräuchte man für die restlichen ca. 80 km.
Wir beschliessen die Nacht erstmal dort zu bleiben und am Morgen dann eher doch zurück auf die Hauptstrasse zu fahren.
Der Bus einsam am Strad auf einem kleinen Hügel, nur leichter Wind und Vögelgezwitscher, weite teils mit Salzwassertümpeln durchsetzte Ebene, wie auf einem anderen Planeten.
Dann im Dunkeln eine Überraschung, Prit sagt zu mir, schau mal ans Meer, siehst du das Leuchten!
Wie ich zum Meer gehe in eigentlich völliger Dunkelheit, she ich die Wellen sich glitzern und leuchten brechen, auch weiter draussen an einer Sandbank sieht man das Leuchten der brechenden Wellen.
Dann nehme ich Sand in die Hand und schmeisse ihn ins Meer, es leuchtet und funkelt, jede Berührung mit dem Meer lässt ein Leuchten entstehen.
Ich ziehe meine Finger durch den Sand und finde eine kurz leuchtende Spur dahinter.
Einige denken, Phosphor, aber doch am naheliegendsten scheint uns kleine Leuchtlebewesen, Plankton oder etwas ähnliches. Später mit einem alten Seemann gesprochen bestätigt er, das im schwarzen Meer an einigen Stellen und vor allem auch
im Assowschen Meer manchmal solche Phänomene zu finden sind.
Daneben gibt es des Nachts eine Insektenplage. Solange es stockdunkel ist geht’s, aber man braucht nur vor ein paar Sekunden eine Zigarette anzuzünden und sofort stürzen sich hunderte von kleinen Fliegen auf die Lichtquelle, am Tag ist davon nichts zu sehen.

1.9.

Morgens also wieder zurück zur Hauptstrasse und dann dank Geralds super Abkürzungsidee noch mal eine Stunde über Feldwege und unbeschilderte Kreuzungen geholpert, entlang an fast verlassenen Dörfern welche auch in Afrika stehen könnten.
Auf nach Cherkasy war die Devise, runter von der Krim über den selben Hautzugang wie auf der Hinfahrt nach Mikolajew.
Aufgrund der katastrophalen Hauptstrasse welche in Platten teils mit 5 cm Höhenunterschied, zwar geteert aber längst wieder geschmolzen schliesslich meinen Auspuff abgeworfen hat, kamen wir erst zum Anbruch der Dunkelheit in Mikolajew an.
Dort noch schnell am Strassenrand einen Schweissservice gefunden, den Auspuff wieder angebraten und weiter gings.
Zur Überraschung aller auf einmal eine super Strasse, neu und glatt, und wir fegten mit 110 km/h fröhlich dahin, aber ich ahnte schon das dies nicht von Dauer sein konnte.
Nach ca. 50 km löste ohne grössere Vorwarnung die Strasse sich plötzlich auf, es verblieben noch kleine Resthügel von Asphalt und dazwischen ausgespülter getrockneter Schlamm. Dank guter Bremsen und vorausschauender Augen gelang es mir
noch rechtzeitig eine Vollbremsung hinzulegen. Links und rechts kündeten Mengen von Glassplittern allerdings von erfolglosen Bremsversuchen.
Mit ca. 15 – 20 km/h holperten wir dann auf der sogenannten Hauptstrasse dahin, während auf einmal rechts neben mir zum offenen Fenster ein helles Zischen ertönte.
Ich schaute raus und sah einen Meteoriten kaum 100 m vom Bus aus der Höhe erst gelbleuchtend, dann ins orange gehend herunterzischen.
http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=6870.0
Vermutlich ein Splitter des in obigem Link angegebenen grösseren Stückes.
Da wir keinerlei Aufprall verspürten vermuteten wir das Verglühen vor dem Aufprall und machten uns somit auch nicht auf die Suche nach Fundstücken, welche sowieso bis zum Morgen hätte warten müssen.
In einem kleinen Dorf, die Karte entsprach mal wieder nicht der Wirklichkeit, erkundeten wir uns nach einem kleinen See in der Nähe zum Übernahten.
Ein freundlicher muslimischer Ukrainer, Besitzer eine Service, schickte einen Arbeiter weg vom nächtlichen Strassenrandstreichen, um uns den Weg zu einem See in der Nähe zu zeigen.

3.9.
Cherkassy, eine ätzende Stadt ohne jedes Flair, der Markt übersät mit Fremd und Plastikprodukten aus China, Korea etc., kaum noch eigene Produktion. Später die grosse Brücke über den Dnjeper überquert, ähnlich wie die Wolga bei Saratov.
Auf zur Grenze, dort ein paar Stunden zugebracht und nach Mitternacht vor Gomel in den Wald an einem Fluss geparkt.

4.9.
Am Morgen im dampfenden Fluss noch ein Bad genommen dann geht die Reise nach Minsk zur Hauptstadt.
Unterwegs zwie Tramper mitgenommen welche vom Lande zurück zu einer Kleinstadt unterwegs waren, gut bepackt mit Erntewaren, lustig gelaunt aber schlechte Zähne und eigentlich nicht in revolutionärer Stimmung was Lukaschenko betrifft.
In Minsk dann den Markt besucht, eigentlich alles zu haben, wenn man den inoffiziellen Kurs 10.000 Weissrubel für einen Euro gegenüber dem offiziellen 7.250 anwendet so sind viele Artikel doch um die Hälfte billiger als in Lettland.
Beim Rausfahren dann Dokumente des Bauwahns schlechthin.
Mit modernster Technik, japanische Bagger etc, werden Trabantenstädte aus dem Boden gestampft, riesige breite Strassen, wo kommt das Geld dafür her?
Abends noch einen Halt an der Tankstelle gemacht, dort eine Pizza gegessen, sehr billig aber auch schwach belegt, selbst der Hund wollte die von einem Weissrussen liegengelassenen Reste nicht Essen.
Dann einen See bei Miadziel gesucht, auch gefunden aber nicht zum ranfahren geeignet, also an einer der seltenen Bauruinen geparkt oberhalb einer orthodoxen Kirche und mit dem Fahrrad zum Zentrum gefahren.
Schön an einem grossen anderen See gelegen gab es dort nur ein Restaurant, was wegen einer Hochzeitsfeier für Gäste geschlossen war, und eine Kneipe mit Billard.
Für Samstag sehr still indem Örtchen, noch ein paar notdürftige russisch deutsche Pigdingespräche mit Einheimischen geführt. Eine alte Frau welche ihre Rente (60 EUR) durch Kneipendienst mit ca. 70 EUR im Monat aufbessert ist trotz alledem pro Lukaschenko.
Ein junger Mann, Chauffeur mit 2 eigenen Privatfahrzeugen verdient ca. 250 – 300 EUR monatlich sagt aber „Lukaschenko Scheisse“. Ich frage ihn wie er denn mit 300 EUR monatlich 2 Autos kaufen und unterhalten kann, er meint Essen und trinken gibt es auf de Lande von der Familie, das überflüssige wird verkauft und Geld braucht man nur für die „Westwaren“.

5.9.
Die letzte Grenze liegt vor uns, ich sage, wartet mal ab, die Letten werden die meisten Probleme konstruieren.
Die Weissrussen fertigten uns in der Tat relativ schnell ab, und dann kamen die Letten in ihrem übersteigerten Formaldenken.
Zuerst sollte jeder einen Zettel über die Einfuhr von Waren ausfüllen, was kein anderes Land gefragt hatte!
Ich schmier da irgendwas hin, die anderen auch und gebe das der Zöllnerin.
Sie fängt an durchzuschauen und meint, oh nein das wäre ja mehr als zugelassen wäre, ich sage, keine Ahnung was im Bus ist, soll doch selber reinschauen, sie würden doch sowieso alles prüfen , wozu dann noch die Zettelspiele, ich dachte ich wäre in Europa angekommen, nicht in der ehemaligen DDR.
Irgendwie wurde ihr die Situation zunehmend peinlich, sie nahm mich beiseite und meinet wir könnten zusammen die Zettel richtig ausfüllen, überall die maximal Mengen eintragen, ich müsste aber mit meiner Unterschrift die Veränderungen bestätigen.
Schliesslich waren wir mit den Zettel soweit, sie ging zum Bus und wählte zwei reisende aus welche ihre Tasche vorzuzeigen hatten. Welch ein Schwachsinn, die Taschen waren sowieso weitgehend leer da aller Kram quer im Bus verstreut war.
Dann ging zu nächsten Bude wieder einen Stempel sammeln und schliesslich meinten sie , ja alles in Ordnung wir könnten weiterfahren.
Ich fragte ob den wirklich genügend Stempel auf dem Zettel seien, ja, sagte sie wir sollen fahren.
An der letzten Bude den Zettel abgegeben, und schon ging die Diskussion weiter, es würde ein Stempel fehlen.
Ich lach den Typen nur aus und sage die Kollegen seien überzeugt alle Stempel gegeben zu haben, er ruft noch mal beim Zoll an und winkt schliesslich ab und lässt uns weiterfahren.
Kurz vor Kraslava, Gerald fuhr etwas zu schnell springt ein Polizist mit Kelle aus dem Gebüsch.
Gerald zeigt die Papiere und die Polizisten meinten sein Führerschein (deutsch) , wäre unklar, man können nicht die Kategorie erkennen.
Ich geh raus, langsam sichtlich genervt von der lettischen Bürokratie, und mach die Jungs an, ob sie auf ihrer Ausbildungsschule denn nicht gelernt hätten internationale Führerscheine zu erkennen und zu lesen.
Im Hintergrund stand die Forderung von 50 Ls wegen überhöhter (29 km/h) Geschwindigkeit.
Sie gehen mit mir und Gerald zum Polizeiwagen und fangen schon wieder mit der Führerscheindiskussion an. Ich sage, a) wird sowieso nix gezahlt, sie sollen Gerald nach Deutschland das Strafmandat schicken und b) wenn sie denn nicht in der Lage wären einen Führerschein zu lesen dann sollen sie mal ihren Direktor anrufen, vielleicht wäre der ja dazu in der Lage.
Nach vergeblichen Anrufen gaben sie schliesslich auf liessen uns weiterfahren.
Spätabends dann gegen 11 Uhr erreichten wir die orthodoxe Kirche in Tartu.
Dort noch lange zusammen am Feuer hinten im Garten gesessen und mit dem Popen Wodka getrunken und mit den Teilnehmern ein wenig Rückschau gehalten, als auch schon vorsichtige Reisepläne für nächstes Jahr Richtung Kaukasus, kaspisches Meer gewälzt.

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