Dagestan 2012
Dagestan 2012 oder die Entdeckung der russischen Weite.
Eine weitere Abenteuerreise mit meinem alten Setra Reisebus. (über 1000 von Fotos können unter folgendem Link: https://picasaweb.google.com/109643864562476373175 eingesehen werden, ebenfalls unter https://picasaweb.google.com/109643864562476373175/2012_061530thMobilePhoneCollectionFromTartuToCaspianAndBlackSea welche von Helle-Vivi Tolk zusammengestellt wurden!Diesmal war der Anteil estnischer Teilnehmer geringer, 3, dafür der deutsche Anteil hoch, 7, wovon allerdings 3 auch die russische Staatsbürgerschaft hatten.
Am Samstag den 16.6. sind wir dann mit der deutschen Belegschaft inclusive eines 2 Jahre alten Babys, Rosa, von Ventspils nach Tartu aufgebrochen um die estnischen Teilnehmer mitzunehmen und dann bei Pechorie nach Russland einzureisen.
Wie üblich war der Treffpunkt an der estn. Orthodoxen Kirche wo ich mit dem Priester noch Reisegarantien ausgehandelt habe.
Abends gegen 10 Uhr dann an der Grenze angelangt, die estnische Seite hat uns für die Grenzüberquerung und das Parken etwa 5 EUR in meinen Augen illegal abgepresst, dafür haben sie bei der Ausreise den Bus nicht genau untersucht, sondern uns direkt weiterfahren lassen.
Unser Boot auf dem Dach des Busses war natürlich die bürokratische Attraktion an der russischen Grenze, was uns 5 Stunden kostete und einige Formulare sowie Detailaufnahmen des Bootes für das Archiv des KGB.
Kurz hinter der Grenze dann Sonntag früh geparkt und bei Dämmerung in leichten und kurzen Schlaf gefallen.
Sonntag relativ früh, da wir ja nach Dagestan wollten, gings dann auf die erste Tagestour ohne grosse Pausen anzuvisieren. über Ostrov nach Smolensk wo Abends der erste Polizeistop schon mit Unsinn anfing, da Geralds alter Führeschein für sie nicht lesbar war und Geld gefordert wurde, wir aber nix gaben und sie dann aufgaben.
Hinter Smolensk dann an einem kleinen See geparkt Ovstug, die Dorfkneipe aufgesucht und mit neugierigen Dorfbewohner getrunken und mit wenigen russischen Wörtern geradebrecht.
Montag dann Richtung Briansk, Orel, seltsame lila Blumenfelder säumten die Seiten,
und die erste von 5 Reifenpannen ereilte uns.
Reservereifen natürlich mit ganz anderem Profil, dadurch höher und lauter, aber alle Reifepannen fanden immer nur hinten rechts statt.
Den ersten russischen Reifenmonteur aufgesucht, welcher sichtlich mit der Felge zu kämpfen hatte, den Schlauch mit kleinem Loch flickte und uns dann weiter gerade mal 100 km bis zur nächsten Stadt kommen lies, wo wir dann wieder denselben Reifen, diesmal bei Profis in der örtlichen Busbahnhofswerkstatt Orel reparieren liessen. Eine Riesenhalle mit wenig Arbeit und noch weniger Bussen, sie sagten vieles wäre schon privatisiert. Mein Reifen hatte innen kleine Risse im Gummi, welche ich übrigens selbst entdeckte, was nach kurzer Zeit bei den hügeligen Strassen und Spurrinnen dazu führte das der Schlauch dazwischen eingeklemmt wurde und folglich ein Loch bekam.
Aber alle waren ganz freundlich und nach 2 Stunden umständlicher Zeremonie und hin und her hatten wir den Schlauch geflickt, den Mantel mit altem Gummi hinterlegt und der Meister/Direktor selber checkte noch mal den ganzen Bus durch weil er es als seine Verantwortlichkeit sah uns nur mit einem technisch überprüften und für gut befundenen Bus von seinem Busbahnhof zu lassen.
Er wies mich noch auf zwei kleine Probleme hin, musst aber ansonsten konstantieren, das der Bus in gutem Zustand wäre und sicher auch wieder bis nach Deutschland fahren könne.
Dann gings in Nachtschicht für Gerald unseren 1. Offizier weiter bis hinter Voronez, wo ein einfacher Platz am Fluss gefunden wurde.
10 Leute im Bus, mit reichlich Gepäck teilweise ist eine Herausforderung für einen S80 und für die Besatzung, wenn nicht Mord und Totschlag entstehen sollte.
Dennoch war es manchmal sogar möglich das alle 10 Leute im Bus übernachteten, da spät abends oft die Motivation zum Aufbau eines Zeltes fehlte. Auch die Essensfrage wurde sehr individualitisch gelöst, teils anarchistisch, jeder kaufte etwas für sich selbst und gab davon was ab, oder es wurde ihm was abgenommen, so konnte auch nicht so viel Zeug verkommen, obwohl wir diesmal den Luxus eines durchgehend funktionierenden Kühlschrankes besassen, welcher immer im Widerstreit zwischen Lebensmittel und kühlen Getränken lag.
Wolgograd wurde am späten Dienstagnachmittag des 18. erreicht, an einer der vielen Polizeikontrollen fuhr Gerald vorbei, was einen aufgebrachten Polizisten uns mit Blaulicht verfolgen liess, was dann zurück auf der Wache zu einer Diskussion führte, welche von unserer Russsin Anja gedolmetscht wurde.
Der Direktor wies darauf hin das würde nach offiziellem Protokoll über 50 EUR kosten und fuhr dann weg, was seine Untergebenen veranlasste uns zu fragen ob wir nicht ein Gegenangebot machen wollen, da er ja weg sei und sie das jetzt ohne Protokoll regeln könnten.
Gerald fragte mich in meiner Funktion als Kapitän wie viel und ob wir etwas anbieten wollen. Die Sachlage war klar zu unseren Ungunsten, ich sagte biete 10 EUR an, und er übergab diskret im videoüberwachten Polizeibüro die 10 EUR, dann konnten wir passieren.
Wolgograd, Stalingrad, hatte uns als Deutsche schon wieder den ersten Verlust beschert, die Stadt war rekonstruiert, relativ teuer und wie die meisten russischen Städte hässlich und ohne eine besondere eigene Stimmung.
Abends auf dem Weg zur linken Wolgaseite wieder Milizkontroll, diesmal aber ganz friedlich, Papiere schauen, alles klar und weiter.
Hinter Wolgograd in einem kleinen Dorf dann wieder eine Dorfmiliz, 2 richtig hässliche Bullen wollten den grossen Mann spielen.
Nun hatten wir inclusive Baby immer 10 Personen im Bus, aber nur 9 waren zulässig. Der eine Bulle zählte derweil ich allen sagte, steigt mal aus und geht im Dorf spazieren, das wird ne längere Nummer hier, dann ging er zum Auto, mit unsren Papieren und nach einer Weile winkte er mir zu zu kommen.
In Russland wären mit Führerschein C oder B nur 8 Personen erlaubt, ja, sagte ich, und ein Chauffeur, also 9 zusammen, wie auch auf meinem Autopapier steht.
Nein, nur 8 meint er, nein, 9 sage ich, sonst hätten die an der Grenze schon uns darauf hingewiesen, ich zahl nix, macht was ihr wollt, und ging wieder zum Bus, wo noch Martin war, welcher gut russisch konnte.
Dem erzählte ich das, seine Frau Anja, die Russin, ging hin, ohne Ergebnis, ich sagte dann sitzen wir das halt aus, ham ja schliesslich Zeit und Urlaub.
Nach ca. 15. Minuten wurde Martin ärgerlich, flitzte raus und schrie die Bullen an, wenn sie gesagt haben die Grenzpolzei hätte keine Ahnung, dann wäre das eine Beleidigung der russischen Grenztruppen und das wäre extrem strafbar …
Derweil nahm ich mein Buch über die Wolgadeutschen begann zu lesen und nach 20 Minuten kam einer von denen zum Bus, mit den Papieren, meinte es wären aber nur 8 zulässig, und gab mir die Papiere zurück
.
An diesem Abend erreichten wir noch spät den Salzsee Bascuncak, nahe an der Grenze zu Kasachstan.
Das war schon etwas anders als die Steppe vor Wolgograd, dort war schon mehr Sand als Gestrüpp und in weiter Ferne der Salzsee, welcher mit alten verrosteten Schienen durchzogen war, worauf salzverkrustete Waggons ein und ausliefen, eine Endzeitstimmung lag über all dem, eine phantastische Filmkulisse für z.B. das Buch „Welt in Flammen“ von J.G. Ballard.
Der Weg am linken Wolgaufer führte uns mal wieder an eine Polizeikontrolle, welche sich aber mit einer Flasche deutschen Moselwein als Geschenk begnügte, dahinter dann der Versuch an einen Nebenarm der Wolga zu fahren wobei wir fast im Schlamm steckenblieben., ein paar Kilometer weiter dann die Möglichkeit ans Ufer zu gelangen, dort das Boot mit Segel aufgebaut um ans nahliegende Dorf zu segeln.
Da aber der Wind böig war und wir vier in Unkenntnis des Segelns, kippte nach 10 Minuten bei einer Wende das Boot in den Fluss und wir mussten es schwimmend an den Rand bergen, wobei wir unser Ruder leider verloren.
Der Abend dann teils etwas frustig, aber die Reise geht weiter. Am nächsten Tag den 21.6. erreichten wir Astrachan, allerdings wieder mit einem platten Hinterreifen.
Direkt in der Stadt geparkt bekamen wir Kontakt mit freundlichen tatarischen Nachbarn welche gerade ihren Keller einbuddelten um ihn niedriger zu machen.
Dort übernahmen wir Wasser und mit dem Mann fuhren wir dann spätabends noch zu einer Reifenwerkstatt, welche absolut nach erfolgter Reparatur kein Geld haben wollten.
Astrachan hat immerhin einige alte Holzhäuser anzubieten, teils schief im moorigen Boden eingesunken neben modernen Plattenbauten, ein seltsames Leben zwischen Hightech und archaischem Flair.
Am nächsten Tag ging, nach dem wir versuchten ein wenig Auskunft über Dagestan einzuholen, die Nachbarn einer Teilrepublik sind anscheinend immer am meisten gehasst, so sagte man, Kalmückien wäre voll mit Banditen, aber in Dagestan wäre es besser, unsere Reise weiter Richtung Lagan.
Das weite Wolgadelta, wo inmitten des Schilfes grosse Ozeandampfer den Kanal rauf und runterfahren, überquerten wir mit einer Fähre um in einem völlig toten reglosen Ort zu landen, Krebsfischen war dort die Hauptbeschäftigung, von wo aus zwar noch ein paar Wege weiterführten, wir aber an einer brüchigen Holzbrücke aufgaben, um mit der Fähre zurück uns einen Weg nach Lagan zu suchen.
Weiter mit GPS dann der Versuch vor Lagan in Vyschka ans kaspische Meer zu gelangen, die Erwartung war gross und die Freude noch grösser, als wir einen Leuchtturm in weiter Ferne erblickten. Doch die Hoffnung trog, auf dem kleinen Hügel beim Leuchtturm angelangt bemerkten wir nur sumpfige morastige Steppe dahinter, der Leuchtturm war aus der Zarenzeit um 1880 mit gusseiserner Wendeltreppe, vermutlich von einem deutschen Architekten erbaut.
Das Insekteninferno war gerade im Begriff zu starten, so entschied ich mich nach erster Besteigung des ca. 35 m hohen Leuchtturms, ihn nochmals mit Schlafzeug und Getränken für die Nacht einzunehmen, oben war Platz genug für 10 Leute aber nur Gerald begleitete mich und kam später auch zum Schlafen, die Anderen war durch die Insektenattacke sogar zu einer Entscheidung unfähig.
Am nächsten Morgen etwas schläfrige und gereizte Stimmung der Insektengeplagten, und in Lagan verliess uns dann Margit mit ihrem Sohn Kaur, weil sie nicht nach Dagestan wollten wegen angeblicher Gefährlichkeit und vergangenen Problemen.
Unsere Karte wiess eine Hauptstrasse nach Mahackala aus, einen alten Kalmücken, Buddhist, wie in dieser Region üblich, nahmen wir in unsere Richtung mit, er meinte der beste Weg wäre über sein Dorf Komsomolsk, was aber einen ca. 150 km langen Umweg bedeutet hätte.
Nachdem ich aber an der Abzweigung nach Mahackala, mit einem grossen Schild Mahackala 478 km vorbeigefahren war, welches nach links wies, aber nur einen lehmigen unbefahrbaren Feldweg auswies, begann ich ihm zu glauben.
Die wenigen Siedlungen in der Teilrepublik Kalmückien sind teils mehr als 50 km entfernt, dazwischen besuchten wir einen am Rand gelegen Salzsee in der menschenleeren Steppe.
Mitunter ein paar aufgedunsene tote Kühe am Strassenrand strotzte die Region nicht gerade von Leben.
Über Artezian gelangten wir dann in die Teilrepublik Dagestan, natürlich verbunden mit einer ausgiebigen Polizeikontrolle, welche uns nochmals eine Flasche Wein kostete.
Ich beobachtete, das dort der Händedruck mit dem Polizisten Sitte war, wie um auch die Situation zu entschärfen und auf eine menschliche und nicht administrative Begegnung herunterzufahren.
Abends dann in Sudak nach unmöglichem Holpersteinweg endlich am kaspischen Meer, welches optisch allerdings durch ein Flussdelta stark braun erschien und noch nicht wirklichen Meercharakter aufwies.
Auf dem Weg nach Mahackala das erste und einzige Kamel am Strassenrand.
Eine Militärpatrollie befragte mich nach Ziel und Anzahl der Personen und beliess uns freundlich im Speergebiet um mit ca. 5 LKWs weiter direkt an die Küste zu fahren von wo sie dann früh morgens wieder zurückkehrten..
Mahackala selbst, am nächsten Morgen, eine grosse Industriestadt mit Hafenanlagen, vielen Aprikosenbäumen wo die ersten reifen schon zu ernten waren.
Hinter der Grosstadt fuhren wir nach ca. 10 km hinter dem Flughafen links ans Meer, wo eine Campingzone war, die Einfahrt kostete 50 Rubel ca. 1,20 EUR, egal wie lange man dort bleiben wollte.
Nahe am Platz wo wir unseren Bus hinstellten wurden wir gleich zu einer Hochzeitsnachfeier eingeladen, es war der 3. Tag, dort waren viele Verwandte aus Petersburg, Moskau , Wolgograd angereist um mit den in Dagestan lebendem Hochzeitspaar zu feiern.
Dort am Eingang zum Campinggebiet trafen wir am nächsten einen Dagestaner türkischer Sprachzugehörigkeit, welcher auch gut Deutsch sprach, da er viele Jahre lang Autos aus Deutschland nach Russland exportiert hatte.
Das Autogeschäft war eingeschlafen und so hat er sein Geld am Strand in einen Kiosk, Wohncontainer für Urlauber mit Klimaanlage und Cafe investiert.
Er war mit vielen lokalen Persönlichkeiten, Bürgermeister der Region, Polizeichef, bekannt welche ihn auch besuchten um zusammen zu trinken, alle im Prinzip islamisch aber die liberal gemässigte Form.
Er meinte das Dagestan sehr unter der schlechten Propaganda aus Moskau leiden würde, welche ungeprüft vom Westen übernommen wäre, welche von reichen Russen, die an der Schwarzmeerküste investiert haben, absichtlich gestreut würde, um die Touristen an die Schwarzmeerküste zu locken. Wir als Ausländer waren in Dagestan fast einzigartig und vermutlich wusste nach ein paar Tagen jeder in Dagestan das ein Bus mit verrückten Touristen aus Lettland unterwegs ist.
Zwei Tage blieben wir dort um am Morgen, den 26. weiter nach Derbent zu fahren. Unterwegs liessen wir in einer Schlosserei für unser Boot ein notdürftiges Ruder basteln , der Direktor weigerte sich Geld anzunehmen, also schenkten wir ihm wenigstens eine Flache Wein.
Derbent war in meinen Augen die einzigste Stadt mit wirklichem Charakter.
Ein persisch – russisches Prag.
Ein Wagen mit vier kleinen Kwassanhängern trudelte durch die abendlichen Strassen.
Kleine winklige Gassen krabbeln am Berg entlang hoch zur Moschee und grossen Festung welche auf Überresten von vor 5000 Jahren steht.
In den engen G
assen ein einfaches Leben, Menschen sitzen am offenen Fenster und mustern die Vorbeigehenden. Jemand spricht mich an, woher ich komme, wie mir Dagestan gefällt, ich werde zum Tee eingeladen, später möchten sie noch ein Foto mit mir und ihrem Sohn machen.
Eine Bar gibt’s neben dem Marktplatz im 2. Stock eine Wendeltreppe hinauf, dort wird Bier in vorher tiefgefrorenen Halblitergläsern ausgeschenkt, ruhig und gelassen strömen die Menschen einzeln nicht in Haufen dahin.
Die russische Sprache und der Alkohol trennen bisher noch dieses Gebiet von reaktionär islamischen Regionen, und die Menschen welche ich traf und mit welchen ich sprach halten das für gut und richtig, da angesichts über 35 verschiedener Volkszugehörigkeiten in Dagestan, der Verbleib bei Russland die einzige sinnvolle Lösung auf Dauer darstellt.
Ein Ausflug nach Belidzi nahe der aserbaidschanischen Grenze war der südlichste Punkt unserer Reise, dort wollte ich einen Bekannten treffen welchen ich vor 8 Jahren im Zug von Astrachan nach Moskau kennengelernt hatte, leider war nur seine Frau und der Sohn zu Hause, aber wirt telefonierten kurz und später zeigte uns der Sohn noch eine kleine moderne Brauerei und eine heisse Quelle welche mit Gas versetzt man in der Nacht sogar anzünden könnte und welche ewig vor sich hinbrannte.
Am 27. dann begannen wir langsam die Rückreise, noch mal ein Besuch am Strand nahe bei Mahackala wo wir eine Segel und Motorbootstour unternahmen, allerdings bei aufkommenden Sturm auf der Rückfahrt den Rest mit Tau an der Küste entlangtreideln mussten.
Am 29. morgens brachen wir auf um in Nevinnomysk Margit mit ihrem Sohn wieder aufzunehmen.
Der kürzeste Weg war durch Tschetschenien an Grosny vorbei.
An der Grenzpatroullie natürlich auch mit Militär und Maschinengewehren war es etwas kühler sodas ein Benzinfass zum aufwärmen am Brennen war.
Nach ein wenig Formularkram konnten wir weiter und die ersten 50 km stand an jeder Ecke ein Polizeifahrzeug anscheinend um die Hauptverkehrsverbindung zu sichern.
In Inguschetsien an der Grenzpatroullie waren sie erstaunt warum wir nicht in die Berge gefahren wären, dort gäbe es auch keinerlei Probleme, aber mit meinem schweren Bus und den etwas überholungsbedürftigen Bremsen, sowie der begrenzten Zeit, wollte ich mir keine Serpentinen und Passstrassen gönnen, zumal man meist denselben Weg wieder hätte zurückfahren müssen.
Vor Mineralna Voda dann eine Wein- Kognak- und Samagonprobe in einem kleinen Ort, welche einen Teil unserer Besatzung für die nächsten zwölf Stunden ausser Gefecht setzte.
Am 30. morgens dann in Nevinnomysk, von wo aus wir dann weiter zum schwarzen Meer fuhren nach Tuapse. Unterwegs noch einen Schaschlikstop in den Bergen wo andere Gäste uns natürlich gastfreundlich zum Mittrinken einluden . Schwierig einen Platz zu finden an der Küste, im Zickzack hoch und runter und dann auch relativ teuer ein Campingplatz zwischen den Bergen mit 300 Rubel also ca. 7 EUR, – ja das ist eben der Unterschied zu Dagestan, dort war Platz und die Preise eher symbolisch, hier war es überfüllt, laut und teuer.
Am 1. Juli brachen wir von dem auch nicht besonders schönen Platz auf um über Krasnodar Richtung Ejsk ans Assowsche Meer zu fahren. In Krasnodar mal wieder die übliche Reifenproblematik, also einen Reifenmonteur suchen, der gleich auch einen Sitz wieder festschweissen konnte, und dann gegen abend einen stillen Platz am Assowschen Meer gefunden.
Schwimmen war extrem schwierig, da man über einen Kilometer ins Meer laufen musste, um wenigsten bis zum Bauch im Wasser zu stehen.
Auch den nächsten Tag verbrachten wir noch ein paar Kilometer weiter an der Küste an einem kleinen Kap, wo Sandbänke und viele Vögel waren, abends gab es zahlreiche Insektenwolken, welche aber seltsamerweise keine beissenden Viecher enthielten. Eine stille Gegend, ohne Tourismus, obwohl in ca. 20 km Entfernung das einzigste grosse Spielcasino in ganz Russland befand.
Am 3. Juli gings dann morgens zügig los zur langen und anstrengenden Rückreise, von Rostov die Haupttrasse Richtung Moskau, teils schmale Strasse mit Stau und teils moderne Autobahn, mit BGS Kontrolle, welche mit meinem Hinweis auf unter 7,5 Tonnen hinfällig wurde.
Die Nacht verbrachten wir in der Nähe von Zadonsk am Don, wo wir auch noch mal schwimmen konnten.
Am nächsten Morgen mal wieder die gewohnte Erkenntnis eines platten Hinterreifens, also der Versuch in Zadonsk jemanden zu finden, was aber wegen Kommunikationsunfähigkeit oder Unlust der dortigen Bewohner nicht möglich war.
Somit schlichen wir langsam bis nach Elisk zum zentralen Autobuspark, wo wir auch einen Meister fanden welcher bereit war den Reifen auseinanderzunehmen und anzuschauen, wenn wir ihn vorher demontieren würden.
Der Schlauch war nun endgültig hin, die hatten natürlich kein ähnliches Mass, also mit dem Taxi eine Stunde in der Stadt rumgefahren bis ich einen russischen, doppelt so dicken aber nicht 100 % passenden gefunden hatte.
Dann den Reifen selbst wieder an der rissigen Stelle mit einem grossen Flicken und zusätzlichem Gummi beklebt und weiter ging die Fahrt, über Orel mit einem Besuch des vaterländischen Memorials, wo es allerdings noch nichtmals einen Panzer aus dem 2. WK zu besichtigen gab, nur Armeeschrott aus den 60 – 80er Jahren, nach Smolensk und bei Bezanicy einen Übernachtungsplatz gesucht.
Der eine See war zu weit weg und die Strasse nur noch ein Wiesenweg. Ein alter Mann riet uns zu einem anderen Platz zu fahren, welcher allerdings schon stark belebt war von der Dorfjugend und später von den Mücken.
Pskow am nächsten Morgen besichtigt und dann noch ein Halt in der Klosteranlage Pechorie, so das wir am frühen Abend die Grenze nach Estland erreichten.
Die Russen wollten das jeder mit seinem Gepäck durch die Speere ging, ich nahm mir eine Dose Bier, andere ihren Kulturbeutel oder ein Buch, da Gepäcktrennung nach 3 Wochen im Bus wohnen schier unmöglich war.
Eine Zöllnerin meinte nur das der Bus aber SEHR schmutzig sei und somit war für die Russen auch eine Detailkontrolle aus ästhetischen Gründen nicht angesagt.
Die Esten waren ganz freundlich und so überquerten wir in weniger als einer Stunde die russisch-estnische Grenze!!
Die Abschlussfeier in Tartu an der orthodoxen Kirche war wie meist infernial, auch der Priester hatte nach starkem Kognakgenuss am nächsten Morgen kein würdiges Aussehen mehr.