Der Weg nach Ithaka eine philosophische Odysee 2012 über Albanien
Nach Ithaka September 2012,
eine philosophische Reiseskizze
Die deutschen Autobahnen sind relativ leer, kein Geld mehr für Sprit?
Den schwierigen Weg über Kempten, Allgäu, Sölden gewählt, nachts hinter der deutschen Grenze Rast gemacht 5 Uhr abends in Gunsleben gestartet, um 11 Uhr in Österreich, – Deutschland ist klein.
Italien in einem durch, 2500 m Pass, Timmelsjoch, Steinwüste, leer keine Fahrzeuge.
Das übersatte Leben in Italien und doch zeugen die leerstehenden Geschäfte vom bröckeln der Siestafassade.
Deutsche Touristen reichlich bis Bologna.
In Ancona früh am Abend die Fähre nach Igoumenitsa erreicht, nach einem geplatzten Reifen in D auf der Autobahn bei 140 km/h nun auch der Reservereifen kurz vorm Ende.
Die Fähre kommt verspätet in Ancona an und Unmengen von Urlaubern ergiessen sich drängelnd über den Kai, Zöllner und Polizisten aller Nationen u.a. auch Deutsche wühlen in der Menge der Fahrzeuge und picken sich einige zur Kontrolle raus.
Wohl einen grossen Fang gemacht, ein deutscher Polizist hält seinem italienischem Kollegen triumphierend ein anscheinend gefälschtes Papier entgegen, Albaner sind beliebt bei den Kontrollen.
Auf der Fähre, übrigens mit 98 EUR incl. Auto relativ zivil im Preis, campen auch die Griechen in den Gängen, ich draussen an Deck.
Es regnet aber ohne Bedeutung bei ca. 28 C .
Athener junge Griechen plaudern mit mir über Revolution und Veränderungen, während sie eine gutbürgerliche Hochzeit ihrer bemittelnden Verwandten für ein paar Tage in Italien besuchten.
Was soll aus einer Revolution von gelangweiten Kindern reicher Eltern rauskommen, wenn diese versuchen die verarmte Schicht zur Tat zu aktivieren?
Haben jedenfalls selber kein Konzept, möchten aber an ihren Gewohnheiten liebend gerne festhalten.
Ithaka, eine Idee, ein Traum, – die Realität heisst 100 EUR für eine Hin- und Rückfahrt von Vasiliki ca. 10 km eine Strecke mit einer kleinen alten Klapperfähre.
Da brauchen sich die Griechen nicht zu wundern das alles bei ihnen in Arsch geht.
Setzen immer noch mit hohen Preisen auf den Tourismus, und- ja, die Halbinsel Lefkada war voll von deutschen Fahrzeugen und noch mehr Yachten, daneben einige Italiener, Rumänen und Bulgaren.
Abends dann einen Freakstrand gefunden und mit ewig feiernden Griechen verschiedenen Alters den griechischen Abschied mit Ouzo begossen.
Keiner glaubt mehr an irgendetwas, ausser die wenigen von fixen Ideen und Ängsten Besessenen, viele verhalten sich so, als ob nur noch ein Rest des Lebens mitzunehmen wäre, oder sie schweigen und igeln sich ein in ihre kleine Welt.
Auf der Suche, immer, nach einem Platz, einer Gesellschaft die mir entspricht …
Meine eigene Welt in Gedanken kreiert, aber in der Wirklichkeit nicht gefunden, und wenn ich sie gewaltsam so zu schaffen versuche ist es ein noch grösser Misserfolg.
Am Grenzgebiet der ständigen Sonne in Albanien.
Stilles leeres Land im Inneren, kahle Hügel, alles übersät von kleinen Minibunkern aus der isolierten Diktatorzeit.
An der Küste teils ausufernde Strandzonen aber auch viele kleine Buchten, es geht dabei immer hoch und runter die neuen asphaltierten Strassen.
Die Not hält den Menschen vom Nach- und Vordenken ab.
Die Pyramide verändert sich, einst waren es wenige richtig Reiche, jetzt gibt es viele Halbreiche (welche nur wegen der Kredite welche sie nutzen können als solche gelten) da es auch mehr Menschen gibt. Dennoch wird der prozentale Antei der oberen Zehntausend ständig sinken im Vergleich zur breiten einfachen und armen Masse.
Die Öffnung der europäischen Staaten führt zu Konzentrationen in die Zentren wo Arbeitskräfte gefragt sind.
D.h. zuerst wird Geld im Ausland verdient und zurück ins eigene Land gebracht, später nur noch im Urlaub und schliesslich bleiben die Arbeiter und das Geld im einstmaligen Gastarbeiterland.
Das ist wie mit den Muslims, erst sind sie radikal und konservativ, dann locken die kapitalistischen Waren, Autos, Handys, Computer, – der Glaube weicht auf, schon die nächste Generation lebt teilweise im Ausland und am Schluss zählt nur noch das Geld welchem man mehr als Heimat oder Glauben hinterher rennt.
Nicht das man mich falsch versteht, Heimat und Glauben sind meiner Ansicht nach genauso wie Geld und Karriere überalterte und dekadente Ziele einer innerlich und intellektuell leeren Menschheit.
Die Länder der zweiten Welt leben nur, weil viele in der 1. Welt arbeiten.
Getthoisierung.
Manchmal überkommt mich das Gefühl als könnten es die letzten Tage der Menschheit sein, wenn die Herbstsonne ich nochmals mit vollen Zügen geniesse.
Die Menschen halten sich immer mehr zurück, bleiben in ihren immer kleiner werdenden Kreisen, wie Vögel vor dem Sturm.
Das Universum hat viel zu bieten und womöglich schneller als es die Wissenschaft merkt.
Die Menschen waren sich immer so sicher, so zielstrebig in ihrem Handeln, aber jetzt befinden wir uns im Zeitalter der Auflösung.
Die Werte verändern sich nicht mehr wie früher, sie verschwinden, werden erst ausgehöhlt und als hübsches Bild in die Abstellkammer gestellt oder in einen Bilderrahmen gehängt, und wie Religion zu den Feier- und Festtagen noch mal kurz symbolisch hervorgeholt.
Der Glaube des Menschen an sich selbst, seine Fähigkeiten, die Aufgaben die er sich damit stellt, die Ziele die er mit diesem Glauben errichtet, sie sind im grossen Ganzen verlorengegangen und im kleinen Gruppenerleben erstickt.
Die Gewohnheit ist jetzt noch der letzte Halt.
Und ich sage, selbst die Phantasie wird noch verschwinden, die Träume, Illusionen, Visionen welche bis jetzt noch viele Menschen hegen, zu deren Verwirklichung sie meist nicht nur unfähig sind sondern deren Wirklichkeit sie gar nicht ertragen könnten.
Die Angst vor den eigenen teils perversen Vorstellungen hat sie meist vom Verwirklichen ferngehalten, und es genügt den Meisten das sie ab und zu davon träumen können.
Aber auch da werden wir bald an den Punkt kommen wo alles durchdacht, in der Phantasie durchgespielt wurde, und dann wird’s verdammt leer im Kopf, vom Leben mal ganz zu schweigen.
Die Stunde der Wahrheit wird nie kommen.
Alle Wahrheit wird von der herrschenden Macht definiert.
Und das, was wir selbst versuchen als Wahrheit zu definieren ist bestenfalls unser eigener Standpunkt, die Vorstellungen eines Ichs.
Vielleicht habe ich dem Leben auch zu danken, für all die Momente und Stunden am Meer, wo Zeit und Raum bedeutungslos wurden, und nur im Moment ich wirklich da war!
Am Saisonende, wie der letzte Mensch, streife ich an verlassenen und halbabgebauten Bars an der Küste Albaniens entlang.
Finde genügend Stühle und Tische mit Meerblick satt um einsam mir ein kleines Gelage zu gönnen.
Tomaten, Zwiebeln, Schafskäse, Oregano, Olivenöl, Brot und eine grosse Flasche Wein laden ein zum meditieren über Zeit und Raum neben meiner kleinen Existenz.
Vor Elbasan treiben sich zum Unterschied zu den meisten Ländern, wo Ziegen, Kühe, Esel und Schafe die Wege kreuzen zur Abwechslung mal hellbraune Schweine mit schwarzen Flecken auf der Strasse und an den Rändern rum.
Elbasan eine interessante Stadt, der türkische hauch liegt noch ein wenig über dem Leben und i
n der Erde, ein Mc Donald der anderen Art befindet sich im Zentrum (http://myhomeismycar.com/bilder/reiseberichtzufall/sdc10241.jpg ) sieht wie eine Parodie auf die sterile US – Kette aus, hat aber exakt denselben Namen, Copyright Frage hier wohl unwichtig.
Die türkische Okkupation hat das Land tiefgreifend geprägt, auch wenn sie schon vor 100 beendet wurde. Hier wäre mal ein Vergleich interessant mit den baltischen Kleinstaaten welche sich aus dem russischen Zarenreich ausgegliedert haben. Von Türken ist vermutlich nur die Religion als nicht so zwingende Aufgabe sondern eher als nette Tradition übriggeblieben, die Moscheen, und natürlich der Gebrauch des Rakis.
Kritik der Religion
Zeit, Raum und Materie.
Beides ist abhängig voneinander.
Die Materie ist etwas Wandelbares, sie dehnt sich aus in der ablaufenden Zeit und im unbegrenzten Raum, oder sie schrumpft und verdichtete sich.
Anscheinend ermüdet die Materie nicht, auch wenn technisch gesehen die Materie wie Granulat erscheint, aus welchem Formen herausgeschmolzen werdemn, welche nach ihrem Vergehen wieder aufgemahlen, um erneut in den Prozess der Formgebung zu gelangen.
Bei Ölprodukten, Kunststoffe jedenfalls ermüdet ein solches Material schnell, nach 3-4 maligem Einschmelzen wird es trotz Beigabe frischen Granulats spröde und brüchig.
Da nun der Mensch immer Prozesse aus der Natur abkopiert um sie sich dienlich zu machen,
– könnte es da nicht auch sein, das die Materie im Laufe der Zeit spröde und brüchig wird, kosmisch betrachtet?
– Gesetzt den Fall einer Einmaligkeit unseres Daseins (was allerdings den meisten Naturprozessen widerspricht) bedeutet dies nicht soviel das Dekadenz das Zeichen ist, das wir Menschen und zuende gedacht haben, zu viele Prozesse immer wieder geistig wiederholt haben bis sie auseinanderbrechen?
– Oder gar um weiter auszuholen die Erschöpfung des Universums, des Seins?
Wir wissen nicht wie viel Zeit hinter uns in der Vergangenheit liegt, noch ob der Raum wirklich grenzenlos ist.
Also kann es gut sein das wir am Ende der Wandelbarkeit der Materie angelangt sind, alles wird zerbrechlich, Ordnungen, Werte lösen sich auf. Das Ich zweifelt an seiner Bedeutung.
Das Alter(n) z.B. ist so ein Phänomen, welches im Kleinen genau diese Symptome zeigt.
Sicher, das Universum, die Welt, altern gemessen an unserem Zeitbegriff ganz anders, dennoch bleibt der kleine Stich im Ich, die Vorstellung das es nach mir noch etwas geben könnte.
Da ist die Idee des ewigen Wandels womöglich schon angenehmer, das aus allen Regungen und Resten eines Ichs etwas weiter besteht, weitergegeben wird, etwas wirkt.
Daran glauben bis jetzt die meisten Menschen und versuchen manchmal auch daraufhin, auf die nahende Zukunft ihrer Kinder und Kindeskinder zu handeln.
Weil letztlich die Vision dahintersteht, man käme irgendwann wieder als ein Ich auf die Welt und würde ernten was man gesät hätte.
In meinen Augen immer noch viel zu christlich-buddhistisch gedacht.
Das Ich löst sich auf im Alter, mit allen Symptomen eines endgültigen Endes.
Es wird zwar weitersinken, wie ein Stein in den See der Zeit, aber es wird nach seinem Zerfall nicht mehr zur Ernte wieder auferstehen.
Da hilft dann auch der stärkste Wille oder Glaube nicht.
Aber dann wäre es so, das wirklich etwas zu nichts werden kann.
Und zufälligerweise wären wir in diesem kurzen Moment des Verschwindens bei Bewusstsein.
Dann wäre das Universum wieder trotz der kreisartigen Umwege nämlich eine Spirale.
Dann läge keine endlose Zeit hinter uns und noch viel weniger vor uns.
Es wäre alles punktuell.
Das wäre wie einen Gott als Schöpfer anzunehmen welcher mit seiner Schöpfung im Nichts endet, – wie tragisch sinnlos.
Ich verstehe einfach nicht, warum ich lebe.
Wenns da eigentlich gar nichts zu tun gibt, keine Aufgabe, kein Ziel, einfach eine kurze Periode von Bewusstsein um sich selber oder Andere zu befriedigen oder zu quälen.
Leben um zu Überleben.
Dies galt bisher für den Grossteil der Menschheit, was ebenso bedeutete das dieser Teil nicht weiter nachdenken und nicht weiter befriedigt werden musste.
Jetzt wird dieser Teil kleiner, da in vielen Ländern das Überleben halbwegs gesichert ist.
Also müssen die einfach Überlebenden sich mit etwas beschäftigen und das ist gemeinhin das Streben nach Reichtum, welches durch Statussymbole, Aussehen, Klamotten, Autos, Handys, xphones ausgedrückt wird.
Damit wird die Frage, warum lebt man, heruntergespielt auf den Kleinkampf, Kleinkrieg, Konkurrenzkampf untereinander welche als Ersatzfunktion so drängend durchgeführt wird wie der frühere Überlebenskampf.
Wenn dies einem zu blöd ist, da vermutlich auch die staatliche Organisation auf diese Beschäftigungstherapie abgezielt hat, bleibt einem nur Idealismus, welcher aber nach eingangs gründlich durchdachter Abschweifung ohne Fundament ist.
Bleibt die Liebe, wie schon so viele versuchten zu argumentieren.
Die liebe für den Anderen, für Anderes, für Fremdes, aber zu welchem Zweck oder Sinn, ausser dem kurzfristigen Vergnügen und der Erleichterung mancher Aufgaben durch Arbeitsteilung.
Also knapp gesagt, man wäre dazu da, einem Anderen das Leben durch seine Liebe leichter zu machen.
All dies hat in endloser Wiederholung und einmaligem Dasein ebenfalls keine Bedeutung.
Wie ich schon mal spekuliert habe könnte der einzige Sinn des Lebens von denkenden und handelnden Wesen die Vermeidung des Stillstandes, die Vermeidung des völligen Ausgleichs der gegensätzlichen Kräfte sein, also faktisch genau das Gegenteil was bisher ein Grossteil der Menscheit gedacht hat, und was mit der derzeitigen Zivilisation angestrebt wird.
Und so manche Zeichen von Globalisierung, Monopolisierung und Standardisierung verdeutlichen diesen Weg zur angestrebten Ruhe.
Man bedenke dazu auch das der letzte Weltkrieg schon über 66 Jahre zurück liegt, und die grossen Nationen versuchen bisher auch einen 3. Weltkrieg zu vermeiden, alles um Kräfte zum Ausgleich zu zwingen.
All dies, so zynisch es klingen mag, sind die Zeichen der Dekadenz, der Erschöpfung, der Müdigkeit unserer Zvilisation.
Alle möchten nur noch ruhige Gewohnheit und opfern dafür auch gerne ihre und der Anderen Freiheit.
Und die Freiheit sich zu nehmen fällt den meisten Menschen schwer, da sie nur Gewohnheit gewöhnt sind und nur fremde Stukturen, von oben aufgedrückt, ihnen einen Halt vermitteln können.
Nun, was schliessen wir aus all dem Nach- und Vordenken für unsere eigene Person?
Die Erde und das Leben weiterhin fragend betrachten, ein wenig aktiv darin rumstochern um von der reinen Überlebensfrage befreit zu sein, die Zeit vertreiben bis zum Tode, welcher keinem Zweck geopfert wird, diese Illusion ist lange schon Vergangenheit.
Albanien, ein Land wo sprachlich gar nichts geht, keine Sprachverwandschaft zu etwas Bekanntem, obwohl italienisch wohl noch am ehesten als Fremdsprache bekannt ist.
Raki ein Wort für den Ouzo bzw.
den türkischen Anisschnaps.
Selbst das Bier eher unüblich schlecht gebraut und meist aus dem Ausland importiert.
Ich glaube es war 1985 oder 86, Sommer, also vor mehr als 25 Jahren, als ich am Strand von Ulcinji aufschlug.
Heute 2012 bin ich noch mal dort um vom südlichen Meer Abschied zu nehmen und spüre eine ganz ähnliche Stimmung wie damals.
Im Winter damals zerbrach meine erste Liebe des vorangegangenen Sommers in Griechenland und Frankreich, und desillusioniert zog ich im darauffolgenden Sommer mit Rasmus nochmals auf Yugotour, weil Yugo damals einfach faszinierend war, für uns Westler, welche schon am sterilen Gestank der dekadenten Zivilisation der 80er erstickten.
Ich hoffte auf der Reise neue Eindrücke, Visionen, Ziele zu bekommen, – dem war nicht so, es war eher eine Wiederauflage der ersten Tour und ein gnadenloses Trinken, welches mich in Ulcinji am Strand in solches Delirium taumeln lies, das ich irgendwann meinte ein Mädchen am Strand würde genau wie Marcella aussehen.
Heute hab ich mir wieder ne Flasche Sliwowitz aufgemacht, der Stand ist jetzt , Mitte September fast leer, wie damals, und dieselbe verzweifelte Leer und Sinnlosigkeit all meiner Bewegungen und noch schlimmer das Fehlen jeglicher Visionen fällt wie Endstille (einer trug in Tirana ein T-Shirt mit dieser Aufschrift!) oder Endnebel über mich.
Und die winzig kleinen, scheissgarstigen Mücken sind auch wieder da.
Aufgebrochen mit dem Wunsch auf der Reise irgendwie assoziativ neue Ziele anvisieren zu können ende ich am Meer in Ulcinji so ratlos, desillusioniert und zerstochen wie damals. Ein Unterschied zu heute war damals noch die Wut und der Hass auf spiessige, gewohnheitsorientierte Zivilisation.
Der ist heute in Resignation und Zynismus übergegangen .
Und manchmal, wenn ich wie heute und die letzten Tage durch Albanien fahre finde ich noch ein wenig Freude an den kleinen anarchischen Dingen, wie z.B. der Strassenverkehr in Tirane „Klein Istanbul“ funktioniert.
Kein Weg ist zu weit um die Sinnlosigkeit des eigenen Lebens zu erfahren, und die Abkürzungen führen in den Tod.
Only in dust we trust, when the streetdogs awake.
Wenn ich jetzt so ne Flasche in einen Stern reinschmeissen könnte und der zerplatzt wie eine Glühbirne, dann würde ich mich göttlich fühlen.
In Montenegro gilt seltsamerweise der Euro als einzige offizielle Währung obwohl Montenegro nicht in der EU ist, aber schon in den 90er Jahren die DM als Währungsmittel verwendete.
Die Improvisationskunst zur alten Yugozeit ist tief gesunken, als ich meinen Auspiuff schweissen lassen wollte, meinten sie umständlich ein neues Rohr einsetzen zu müssen, obwohl ich ihnen ein passendes Stück welch4es man in das alte Rohr stecken konnte zeigte , was nur gekürzt und angepunktet hätte werden müssen.
Nein, sie wollten, ich dann auch nicht, packte meinen Endtopf in den Kofferraum liess später das Ersatzrohr kürzen und schlug es mit dem Hammer in das gebrochene als Schiene , hält heute noch in Lettland einwandfrei.
Der Verkehr zwischen den (Klein-)städten in den bereisten Ländern, Griechenland, Albanien, Montenegro, Bosnien, Serbien und auch in Teilen Ungarns ist fast völlig eingeschlafen, nur im Umkreis von ca. 20 km von den grossen Städten drängelt sich alles und fährt meilenweit im Kreis rum.
Budapest
Die Zeit der Bücherreisen wie vor 25 – 15 Jahren ist , was alte deutsche Bücher betrifft, faktisch vorbei, es gibt kein Material und vor allem keinen Nahschub mehr, wo sind die Bücher z.B. aus der Österreichisch ungarischen Monarchie geblieben?
Alles zurück in die Hände von Sammlern, in den jeweiligen der Sprache zugehörigen Ländern?
Auf knappen Resten hocken nun die Antiquare und versuchen den grossen Preis für das wenige verbleibende rauszuholen.
Meine Zeit ist um, so wie ich mich noch mit dem Fahrzeug in Serbien vor 2 Jahren ungehindert und frei bewegen konnte, lauern jetzt auch dort Blitzapparate und moderne Polizeiautos an jeder Ecke.
Alles wegen der Scheiss Sicherheitspropaganda womit die Staaten sich als letzte Mittel überhaupt noch zu legitimieren versuchen, und die Handlangerfirmen der Sicherheit sich eine goldene Nase verdienen.
Überall Leute mit Leuchtwesten, Leuchtgürteln, Leuchtarmbändern, Leuchtbahnen an den Rändern, blinkende Zebrastreifen Sonderleuchten und Reflektoren an allem was sich bewegt.
Das nicht schon jeder Fussgänger eine orangene Signalleuchte auf dem Kopf tragen muss, bei Tag und bei Nacht, – nein, es ist wohl der Heiligenschein des unbegrenzten Wertes menschlichen Lebens, der sich so selber verhunzt.
Da meint doch glatt so ein blöder Grenzbulle in Bosnien, als er in meinen Kofferraum blickt und den sichtlich abgefahrenen Reservereifen sieht, welcher aber noch Luft hält, ich hätte doch besser in Montenegro einen neuen kaufen sollen.
Er hätte sich besser frühmorgens einen runtergeholt damit er mich nicht nachmittags so dämlich vollabern muss.
Sarajevo
Und diese ganzen sterilen aufgemotzten Städte mit den immergleichen Cappucino- und Expressobars, den ewig gleichen Klamottenboutiquen in den eklig renovierten alten Handelsgebäuden entbehren jeden Sinns Nutzens.
Da zeigt sich dumpfe Prahlkunst von Besuchern und Bewohnern gleichermassen.
Inhaltslos protzen sie mit nichts.
Leer in der potemkinschen Fassadenstadt rumhängen und wie überfütterte Kühe wieder und wiederkäuen.
Ich glaub das Reisen ist für mich in Europa langsam erledigt.
Als Ursache für dieses allumfassende Phänomen, mit ein paar kleinen Ausnahmen, z.B. Elbasan, Derbent, sehe ich das Phänomen der Globalisierung, welches gleichbedeutend mit Gleichschaltung ist, nämlich als ein Resultat des Verlustes der Polarität, wie sie vor 1990 durch Kapitalismus und Kommunismus bestand.
Und ich glaube nicht, das sich die Menschen wegen so definiertem hüöheren Lebenstandard, hüben wie drüben, besser fühlen.
Gleichschaltung der Preise für fast alle lebensnotwendigen oder Bewegungsnotwendigen Bedürfnisse bei aber immer noch sehr verschiedenen Einkommen.
Früher konnte man auch als kleiner Mann in der Westwelt den Osten besuchen und war auf einmal ein grosser Mann.
Da begriff man das Status und Ansehen wechselhaft und sehr situativ sein kann und in Folge konnte man die Stellungen von Menschen relativieren und nicht verabsolutieren.
Heute sind diejenigen oben, ob in Russland, Albanien oder sonstwo nahe Europa, diese sind aber genauso oben in New York, Bombay oder Sidney.
Und unten bleibt auch der kleine Mittelstandsmann wenn er Exyugo besucht oder in Riga neben den neuesten Luxuslimousinen seinen geleasten Volkswagen parkt.
Ein abgekartetes Spiel ohne wirkliche Chancen oder Entkommen.
Immer noch in Budapest
Ein spanischer Ungar erzählt mir in Deutsch (hat viele Jahre in D gelebt und im Hotelgewerbe gearbeitet) das die Situation nicht nur in Ungarn immer schlimmer wird, und eigentlich bräuchte Europa wieder einen Krieg damit von vorne angefangen werden kann und einige Milliarden Menschen verschwinden.
Interessant, habe ein paar Tage vorher etwas Ähnliches skizziert.
Nicht den Krieg als mögliche Lösung aber die Ermüdung in allem als Symptom der Dekadenz.
Auch die Ausländerfeindlichkeit hat in Ungarn stark zugenommen, wie er sagte, ich aber auch selbst in einem Geschäft in Szeged gemerkt habe, egal in welcher Sprache ich fragte, umsonst, wurde
nur in ungarisch ablehnend angeranzt, ähnlich wie in Mittel und Nordrussland.
Wenn es den Leuten wieder schlechter geht, oder sie die kapitalistischen Visionen aufgrund mangelnder Masse verloren haben bleibt ihnen als letzter Halt und Ventil nur der kleinkarierte Nationalismus .
Nur die Serben haben das Spiel schon einmal durch und können jetzt deshalb zwangsläufiger gelassener leben und verlieren, weiter im Süden überweigt dann eigentlich noch immer die Gastfreundschaft, solange sich Ausländer nicht auf Dauer dort aufhalten wollen.
Seltsam, Schaum muss eigentlich auf dem Bier sein, aber sonst gilt er als unsauber!
In der Slowakei wie früher , nur noch stiller, Läden schliessen oft schon um 16 Uhr und die kleinen Orte sind ohne Leben.
Tschechien ist, was den Bierpreis in Kneipen betrifft immer noch am günstigsten in ganz Europa, etwa 1 EUR für 0,5 l Bier.
Auch das Essen ist immer noch zivil.
Ein Arbeiter als kleiner Selbstständiger auf dem Bau erzählt mir, er verdient etwa 1200 EUR im Monat, aber allein für Benzin muss er monatlich 400 EUR ausgeben.
Dafür arbeitet er aber auch von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends.
Die Temperaturunterschiede waren krass, von ca. 30 C in Szeged am Vortag gefallen auf 11 C abends in Hodonin.
Noch am Tag davor alle Fenster im Auto geöffnet und am nächsten Tag die Heizung angemacht.
Was ist Realität?
Der Versuch aus einer grossen Menge von unterschiedlichen Wahrnehmungen die auszuwählen, welche von einigen Anderen so geteilt werden.
Oder nur die zuzulassen, welche unserem persönlichen Weltgefühl entsprechen.
Realität ist Stimmung, Mode, Zeitgeist, fortlaufender Betrug von Anderen und Betrug an sich selbst.
Wir fälschen uns eine Welt zusammen ohne Entsprechung, da der Schleier der Maja das Letzte ist was wir wahrnehmen wollen.
Nichts ist real, und somit alles, solange wir dran glauben, – ich glaube nicht, sondern lasse einen Moment sich durch einen anderen ersetzen, noch nichtmals eine Ab- oder Reihenfolge, einfach Moment auf Moment gestapelt, und daraus entstehen Stimmungen und die Gesamtheit der erlebten Momente erzeugt zwar den Zusammenhang „Dies ist und war meine Welt“, aber keine Richtung, den ein Ende ist immer in Sicht
Die letzte Herbstsonne leuchtet noch mal über der Trave, mit dem Rücken nach Osten gewandt verlasse ich die warme Zeit des Südens.
Wie lange noch die Reisen?, irgendeine wird wohl die letzte sein, vielleicht diese.