Geschichte Baltikum

 Lettland , ein Land zwischen Ost und West, ein Schmelztiegel von

russischen, skandinavischen und zentraleuropäischen Einflüssen

“Ich fahre nach Lettland!”

“Ah, das ist da oben irgendwo in Russland.”

Solche und ähnliche Reaktionen findet man oft in Deutschland, dem Land der Dichter und Denker, aber weniger der Geografen.

Dennoch in solchen oft platten Kommentaren liegt immer auch ein gutes Stück Wahrheit verborgen.Lettland wurde zum ersten Male 1920 eine fest umgrenzte, unabhängige Republik.

Davor war Lettland ein Teil der russischen Ostseeprovinzen, Kurland, Livland und Estland, welche gemeinhin auch als Baltikum bezeichnet werden.

Also doch Russland??

Heidenzeit

Es gab eine Zeit, wo in Deutschland schon lange jegliches „Germanentum“ verschwunden war, wo im heutigen Lettland und den angrenzenden Gebieten ein Götterkult vorhanden war, welcher

als Naturreligion die Erscheinungen auf der Erde und im Himmel symbolisierte. Da gab es Perkons, den Donnergott, Laima, die

Schicksalsgöttin und vor allem Saule, die Göttin der Sonne. Den heute noch vorhandenen Einfluss dieser Naturreligion kann man am besten in der Janifeier erkennen. Ein Fest zur Sonnenwende Ende Juni, welches man auch heute noch als den wichtigsten Feiertag bei den Letten bezeichnen kann.

Bis 1200 war das Baltikum, gelegen zwischen dem römisch katholischen Westen und dem russisch orthodoxen Osten, ein Land mit vielen

vereinzelten Stämmen. Oft umherstreifend und in den Küstenregionen

den Wikingern ähnlich, waren es Sippengemeinschaften, welche, wenn sie sesshaft waren, sich in Wallburgen (Pilnskalns) dem

Eindringen der Russen und Wikingern standhaft zur Wehr setzten.Über ihre Handels- und Tauschprodukte, Honig, Bernstein, Felle, bekamen auch deutsche Kaufleute Kenntniss von dieser Region und begannen aktiv selber zu versuchen, an dem Handel teilzunehmen.

Vom christlichen Glauben zur deutschen

Vorherrschaft.

Zur Zeit der “Aufsegelung” des Baltikums wurde als erstes die Stadt Riga 1201 von deutschen Ordensrittern und Kaufleuten gegründet.

Unter dem Wort “Aufsegelung” versteht man nichts anderes, als eine mehr oder minder gewaltsame Kolonialisierung, welche von

Kaufleuten finanziert wurde und durch Kreuzritter gesichert. Letztere folgten ihrer Aufgabe als Missionare, um die Heiden, Ureinwohner, im wesentlichen Liven und Kuren, zu bekehren.

Die ganze Kolonialisierung vollzog sich hauptsächlich über die Schiffahrt.

Aber schon zur dieser Zeit hatten die Liven auch Kontakt mit den russischen Volksstämmen, mit welchen sie teilweise Tauschhandel unterhielten, welche aber ebenfalls durch Raubzüge versuchten, ihren dominaten Einfluss im Baltikum geltend zu machen.

Das ganze Baltikum wurde unterteilt in geistliche

Stifte und Ordensländereien. Von Bischöfen und Ordensmeistern wurde das Land regiert und befehligt.

Die Einheimischen wurden Untertanen, welche die einfachen und körperlich schwierigen Arbeiten (mit Ausnahme der Kriegskunst) zu verrichten hatten.

In dieser Zeit entstanden dann auch die mächtigen Ordens- und Ritterburgen sowie Bischofssitze. Parallel dazu aber auch die ersten

steinernen Kirchen.

karte um 1500

Karte vom Baltikum um 1500

Die Hanse

Bis ca. 1600 konnte sich dieser deutsche Ordensstaat halten, welcher eine grosse Zahl von Hansestädte gründete. Die 10 Hansestädte im

Baltikum dienten im wesentlichen als Zwischenstationen für den Handel zwischen Russland und Deutschland.

Die Hansestädte bekamen ein eigenes Stadtrecht meist dem nordischen, besonders dem Lübekschen angeglichen, und wurden infolgedessen auch immer attraktiver für Handwerker und Kaufleute aus Deutschland, welche sich vermehrt in den Städten niederliessen und zu Gilden zusammengeschlossen wurden.

Das einheimische Volk musste sich als Bauern verdingen und ein deutscher Gutsherrenadel entsandt. Die Berührungen zwischen den Deutschen und Einheimischen war gering, die Möglichkeiten für Einheimische aus der Leibeigenschaft heraus tätig ins Stadtleben vorzudringen fast nicht vorhanden.

Die Landpastoren, auch Deutsche bis ca. 1800, waren das einzige Bindeglied zwischen Letten und Deutschen, allerdings natürlich auch streng an die Seite der Gutsherren gebunden.

Nach 1600 begannen die eigentlichen Verwerfungen in dem bis dahin einheitlichen vom deutschen Orden beherrschten Baltikum.

Russen und Deutsche in friedlicher Gütertrennung

Mit den Veränderungen durch die Reformation begann das Zerbröckeln des Ordenslandes, welches nun von Polen, Schweden und Dänen bedrängt, und schliesslich aufgeteilt wurde.

Kurland, das heutige Kurzeme (der westliche Teil von Liepaja bis Riga) konnte sich jedoch unter Herzog Kettler , Jacob und den Nachfolgern eine gewisse Unabhängigkeit erhalten.

Um 1700 mit Ausbruch des nordischen Krieges gelangt Russland zur Oberhoheit von Liv-(im wesentlichen der östliche Teil Lettlands) und Estland. Durch Zugeständnisse an die deutschen Grundbesitzer und provinziellen Beherrscher konnten sie sich auch gegen die teilweise fast 100 jährige Besetzung durch die Schweden durchsetzen, welche nämlich eine etwas liberalere Einstellung zur lettischen Bevölkerung hatten.

Die Sprache blieb weiterhin Deutsch als regionale Amtssprache, sowie Russisch als Staatssprache und Lettisch als Sprache der “Ureinwohner”.

Dementsprechend wurden im späteren Verlauf dann auch viele Verordnungen drei teilweise auch viersprachig (Estnisch) gedruckt.

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dreisprachiger Ukas 1871

Herzogtum Kurland

eine kleine Kolonialgeschichte

Kolonialbewegungen gab es schon in der Antike, so hatten die Griechen und Römer Kolonien in Afrika.

Ein interessantes Phänomen stellen die Kolonialbewegungen von Brandenburg-Preussen und etwa zeitgleich auch die Kolonialbestrebungen des Herzogtum Kurlands dar.

Im Jahre 1675 begann Brandenburg –Preussen sich mit dem Aufbau einer Seeflotte auch gleichzeitig für Niederlassungen in Übersee zu interessieren, da z.B. die Niederlande ersichtlich zu Wohlstand und Reichtum gelangt waren besonders durch Kolonisationsbestrebungen als Brandenburg –Preussen.

Schon vorher im Jahre 1637 wurden erste Versuche seitens der Herzogin Luise Charlotte unternommen, Handlungsreisende und Abenteurer nach Tobago zu entsenden.

Herzog Jakob Kettler(1610-1682), im weiteren Verlauf Herzog Jakob genannt, welcher auch bei einigen Letten heute seltsamerweise als Identifikationsfigur und Inbegriff einer ersten Unabhängigkeit Lettlands verstanden wird (so gibt es z.B. einen Herzog Jakob Verein in Brambergen Lettland (ABB: Devotionalien des Vereins, ebenso wurde auch Anfang 2000 in Lettland ein Musical Tobago und später die Rockoper „uz Tobago“ aufgeführt), holte nach einprägsamen Auslandserfahrungen um 1640 holländische Fachkräfte ins Land um damit zu beginnen, eine eigene Seemacht aufzubauen.

Die Insel Tobago mitunter Tabago genannt, heute der kleinere Teil des unabhängigen Inselstaates der beiden Inseln Trinidad und Tobago, liegt vor der Nordwestküste Südamerikas.

Nach alten Quellen hat Herzog Jakob diese Insel ca. 1650 vom englischen Grafen Warwick gekauft, obwohl eigentlich die Insel Kronbesitz Grossbritanniens war.

Sicherlich haben ihn die exotischen und teuren Produkte: Tabak, Zuckerrohr, Kakao, Kaffee, und Gewürze dazu bewogen, mit den ersten selbstgebauten Schiffen eine Expedition nach Tobago auszurüsten.

1654 legte ein kurländisches Schiff in Tobago an und brachte 45 Kanonen, 25 Offiziere, 124 kurländische Soldaten und achtzig Familien zur Siedlungsgründung und Inbesitznahme mit. Es wurde eine Festung gebaut, Jakobsfort die wichtigste Bucht an der Nordwestküste behält bis 1900 den Namen „Greatcourlandbay“ (ABB: alte Karte), die Insel bekam den Namen Neukurland und die Siedlungen Friedrichshafen, Kasimirshafen, und Neu Mitau.

Die ebenfalls aber etwas größere Kolonie der Holländer in der Nachbarschaft ist wohl der Grund, von welchem der Verlust der kurländischen Kolonie anzunehmen ist.

Ebenso der Krieg zwischen Polen und Schweden, wo Herzog Jakob als Gefangener nach Schweden kommt und somit keine kräftige Hand mehr das Unternehmen Tobago leiten kann. Dies führt dazu, dass ein Gerücht entstand, nach dem die verbleibenden Kurländer auf Tobago die Insel an die Holländer für Kleingeld verkauft hätten, demgegenüber besagt ein erhaltenes rückblickendes Schreiben von Herzog Jakob 1669, dass unter den Kurländern wegen der Gefangennahme des Herzogs eine Meuterei ausgebrochen wäre und die Meuterer dann für ein Taschengeld von 300 Reichsthalern die Insel an die Holländer ohne jegliche Legitimation verkauft haben. Es gab aber auch die Version, dass die Offiziere und lokalen Befehlshaber von Tobago die Soldaten bestochen haben, um die Kolonie aufzugeben.

Nach längeren diplomatischen Verhandlungen ist England bereit, Tobago vertragsrechtlich an Kurland zu geben unter der Bedingung, dass Kurland die Kolonie Gambia an der Ostküste Afrikas an England abtritt. Kriege zwischen den Grossmächten führen zu wechselnden Besetzern der Insel.

Um den eigentlich wertlosen rechtlichen Vertrag in die Praxis umzusetzen, beauftragt Herzog Jakob 1668 Kapitän Waltmann nach Tobago zu segeln mit Tauschwaren und einer nur ca. 40 köpfigen dänischen Söldnergruppe. Dies missglückt, da die Holländer schon wieder zwar nicht rechtlich, aber faktisch die Insel Tobago in Besitz genommen hatten.

Erst ca. 1680 gelingt es Herzog Jakob noch einmal mit Hilfe der Engländer sich der Insel zumindest teilweise zu bemächtigen und sie zurückzuerobern. Aber auch dieses Unternehmung scheitert an verschiedenen Faktoren, vor allem an den anderen lokalen Kolonialmächten in der Umgebung Tobagos. 1683 kehrt der Gouverneur der Insel, Frank Monk völlig verarmt mit den Resten der Mannschaft nach Europa zurück.

Auch der Nachfolger Herzog Jakobs, sein ältester Sohn Kasimir möchte nicht vom karibischen Abenteuer loslassen, er hatte wohl aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, wo oft die unzuverlässigsten Abenteuer als verantwortliche Personen nach Tobago geschickt wurden und sendet 1686 Landmarschall Dietrich von Alten-Bockum als Gouverneur nach Tobago. Bei Ankunft stirbt dieser an einer Verletzung, ernannt wird der letzte kurländische Gouverneur der Insel Tobago Adolf Esmit, welcher vermutlich aber gar nicht mehr nach Tobago gelangte.

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Tobago war bis 1958 britische Kolonie und ist heute ein eigenständiger Kleinstaat mit einer farblich ähnlich gestalteten Flagge wie die Nationalflagge Lettlands.die Einfuhr seltener und hochwertiger Waren aus ihren Niederlassungen und Kolonien.

Interessanterweise beginnt das Herzogtum Kurland, welches übrigens durch die Verheiratung von Luise Charlotte von Brandenburg mit dem kurländischen Herzog Kettler eine starke Beziehung zu Norddeutschland einging, früher mit den Kolonisationsbestrebungen als Brandenburg –Preussen.

Schon vorher im Jahre 1637 wurden erste Versuche seitens der Herzogin Luise Charlotte unternommen, Handlungsreisende und Abenteurer nach Tobago zu entsenden.

Herzog Jakob Kettler(1610-1682), im weiteren Verlauf Herzog Jakob genannt, welcher auch bei einigen Letten heute seltsamerweise als Identifikationsfigur und Inbegriff einer ersten Unabhängigkeit Lettlands verstanden wird (so gibt es z.B. einen Herzog Jakob Verein in Brambergen Lettland (ABB: Devotionalien des Vereins, ebenso wurde auch Anfang 2000 in Lettland ein Musical Tobago und später die Rockoper „uz Tobago“ aufgeführt), holte nach einprägsamen Auslandserfahrungen um 1640 holländische Fachkräfte ins Land um damit zu beginnen, eine eigene Seemacht aufzubauen.

Die Insel Tobago mitunter Tabago genannt, heute der kleinere Teil des unabhängigen Inselstaates der beiden Inseln Trinidad und Tobago, liegt vor der Nordwestküste Südamerikas.

Nach alten Quellen hat Herzog Jakob diese Insel ca. 1650 vom englischen Grafen Warwick gekauft, obwohl eigentlich die Insel Kronbesitz Grossbritanniens war.

Sicherlich haben ihn die exotischen und teuren Produkte: Tabak, Zuckerrohr, Kakao, Kaffee, und Gewürze dazu bewogen, mit den ersten selbstgebauten Schiffen eine Expedition nach Tobago auszurüsten.

1654 legte ein kurländisches Schiff in Tobago an und brachte 45 Kanonen, 25 Offiziere, 124 kurländische Soldaten und achtzig Familien zur Siedlungsgründung und Inbesitznahme mit. Es wurde eine Festung gebaut, Jakobsfort die wichtigste Bucht an der Nordwestküste behält bis 1900 den Namen „Greatcourlandbay“ (ABB: alte Karte), die Insel bekam den Namen Neukurland und die Siedlungen Friedrichshafen, Kasimirshafen, und Neu Mitau.

Die ebenfalls aber etwas größere Kolonie der Holländer in der Nachbarschaft ist wohl der Grund, von welchem der Verlust der kurländischen Kolonie anzunehmen ist.

Ebenso der Krieg zwischen Polen und Schweden, wo Herzog Jakob als Gefangener nach Schweden kommt und somit keine kräftige Hand mehr das Unternehmen Tobago leiten kann. Dies führt dazu, dass ein Gerücht entstand, nach dem die verbleibenden Kurländer auf Tobago die Insel an die Holländer für Kleingeld verkauft hätten, demgegenüber besagt ein erhaltenes rückblickendes Schreiben von Herzog Jakob 1669, dass unter den Kurländern wegen der Gefangennahme des Herzogs eine Meuterei ausgebrochen wäre und die Meuterer dann für ein Taschengeld von 300 Reichsthalern die Insel an die Holländer ohne jegliche Legitimation verkauft haben. Es gab aber auch die Version, dass die Offiziere und lokalen Befehlshaber von Tobago die Soldaten bestochen haben, um die Kolonie aufzugeben.

Nach längeren diplomatischen Verhandlungen ist England bereit, Tobago vertragsrechtlich an Kurland zu geben unter der Bedingung, dass Kurland die Kolonie Gambia an der Ostküste Afrikas an England abtritt. Kriege zwischen den Grossmächten führen zu wechselnden Besetzern der Insel.

Um den eigentlich wertlosen rechtlichen Vertrag in die Praxis umzusetzen, beauftragt Herzog Jakob 1668 Kapitän Waltmann nach Tobago zu segeln mit Tauschwaren und einer nur ca. 40 köpfigen dänischen Söldnergruppe. Dies missglückt, da die Holländer schon wieder zwar nicht rechtlich, aber faktisch die Insel Tobago in Besitz genommen hatten.

Erst ca. 1680 gelingt es Herzog Jakob noch einmal mit Hilfe der Engländer sich der Insel zumindest teilweise zu bemächtigen und sie zurückzuerobern. Aber auch dieses Unternehmung scheitert an verschiedenen Faktoren, vor allem an den anderen lokalen Kolonialmächten in der Umgebung Tobagos. 1683 kehrt der Gouverneur der Insel, Frank Monk völlig verarmt mit den Resten der Mannschaft nach Europa zurück.

Auch der Nachfolger Herzog Jakobs, sein ältester Sohn Kasimir möchte nicht vom karibischen Abenteuer loslassen, er hatte wohl aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, wo oft die unzuverlässigsten Abenteuer als verantwortliche Personen nach Tobago geschickt wurden und sendet 1686 Landmarschall Dietrich von Alten-Bockum als Gouverneur nach Tobago. Bei Ankunft stirbt dieser an einer Verletzung, ernannt wird der letzte kurländische Gouverneur der Insel Tobago Adolf Esmit, welcher vermutlich aber gar nicht mehr nach Tobago gelangte.

Tobago war bis 1958 britische Kolonie und ist heute ein eigenständiger Kleinstaat mit einer farblich ähnlich gestalteten Flagge wie die Nationalflagge Lettlands.

1795 wurde dann offiziell auch das bis dahin noch teilweise unabhängige Kurland dem russischen Reich als Provinz unter Zar Peter dem 1. einverleibt. Im Prinzip hatte die deutsche Herrscherschicht  (Ritterschaft, welche im wesentlichen aus adeligen Gutsherren und Grossgrundbesitzern bestand) innerhalb der Provinzen freie Hand und Entscheidungsvollmacht, unter der Voraussetzung, dass sie die Zarenkrone respektierten und sich als deren Unterthanen bekundeten, wovon einer der wenigen, wesentlichen Dinge, die Bereitschaft zum Militärdienst in der russichen Armee war.

Die Deutschen als bildende und erzieherische

Kraft im Baltikum

Die Zustände im zentralrussischen Reich und den drei Ostseeprovinzen, Kurland, Livland und Estland, waren mehr als unterschiedlich. Dies wird z.B. besonders darin dokumentiert, dass ca 50 Jahre früher (um 1812) die deutschen Gutsherren sich für die Aufhebung der

Leibeigenschaft der Bauern aussprachen, erst 1861 wurde dies im zentralrussischen Reich vollzogen.

Auch die Bildung wurde in den Ostseeprovinzen, im wesentlichen durch die vielen evangelischen Pastorate und den diesen angegliederten Schulen, wesentlich mehr und breiter gepflegt als im inneren Russlands.

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Stundenplan 1871 zu Beginn der Russifizierung

Trotz dieser sicherlich stärkeren Fürsorglichkeit für die lettischen Untertanen, blieb bis zur Gründung der ersten lettischen Republik immer eine “gläserne Wand” bestehen zwischen Herren und Volk.

Das gesamte öffentliche Leben, die Bauten, Strassen wurden von Deutschen geplant und organisiert, dies kann man heute noch an unzähligen Bauwerken bemerken.

“Russifizierung”, das Ende eines “einträchtigen Beisammenseins”

Um 1850 setzte eine verstärkte Tendenz der russischen Verwaltung ein, die Kontrolle über die Ostseeprovinzen zu verstärken. Aufgrund der deutschen Dominaz in Verwaltung und allen rechtlichen Fragen  befürchtete man in Russland eine zu starke Unabhängigkeit der Ostseeprovinzen durch die Übermacht der Deutschen an allen wichtigen Kontrollstellen. So versuchte man, den amtlichen Schriftverkehr aufs Russische umzustellen, an Schulen die russische Sprache als generelle Pflichtsprache einzuführen, wo zuvor oftmals nur die deutsche Sprache unterrichtet wurde.Dies führte auch zu einem interessanten Nebeneffekt, dass nämlich die Letten über die russische Sprache unabhängig von Deutschen eine eigene Karriere beginnen konnten, indem sie in Russland studierten und auch dort Verwaltungsposten erringen konnten.

Mit dem Einströmen sozialistischer Ideen aus Deutschland und dem Bestreben der Letten nach weniger Abhängigkeit, entstand ein Problem,

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aus der Libauer Zeitung 1878 unter Lokales ein Artikel über beginnende Arbeiterunruhen mit sozialistischem Hintergrund

welches sich dann ausgehend von Petersburg auch in Lettland in der Revolution von 1905/6 erheblich und blutig äusserte.

Revolution in Lettland 1905/06

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Damalige Diskussion über die Revolution, Am Scheidewege von Stellmacher Riga 1906

War das Entstehen des Bolschewismuses auch eine der Wurzeln für die lettische Unabhängigkeit?
Die Denkmäler der Revolution 1905/06 stehen heute noch unangetastet an ihren Plätzen, obwohl sie erst zur Zeit der russischen Okkupation nach
1945 errichtet wurden. Diese Revolution hat also sowohl für die Letten,
als auch für die Russen, wie für die Deutschen eine grosse Bedeutung.

Der Ausbruch der Revolution in Russland, speziell St. Petersburg, war deutlich bestimmt von sozialistischen Ideen, welche durch Plechanow
aus Europa für Russland schon 1883/85 übertragen wurden. Die niederdrückende Lage der Bauern in Russland hätte allein nicht genügt eine Revolution zu entfachen, dazu bedurfte es erst des neu entstandenen Proletariats in den grösseren Städten, wo die anwachsende Industrie Mengen von Arbeitern zu geringen Löhnen anwarb. Auch Letten, welche in den Ostseeprovinzen aufgrund der Vorherrschaft der Deutschen keine Karriere machen konnten, sogen diese neuen Ideen eines tätlichen Widerstandes gegen Grossgrundbesitzer, Kapitalisten gierig in sich auf.

Genau genommen war diese Revolution für Russland eine der letzten Geburtswehen vor dem Bolschewismus/Kommunismus, der Zar konnte
sich nur durch Zugeständnisse und militärisch rabiate Eingriffe noch einmal seine Stellung für kurze Zeit sichern.
Da gerade die grossen Städte von dieser Revolution am meisten betroffen waren, wundert es nicht, dass auch relativ früh in Riga Unruhen
Ausbrachen.Interessant dabei ist, dass gerade durch die enge Beziehung der russischen Ostseeprovinzen zum Deutschtum aus Deutschland die sozialistischen Bücher und Broschüren nach Lettland in die beiden wichtigen Industriestädte Riga und Libau gelangten.
Der Dichter Rainis hat massgeblich an der Verbreitung und Kenntniss sozialistischer Ideen mitgewirkt, von lettischen Intellektuellen wurden Banden von der Stadt ins Land organisiert, welche Teile der Bauernschaft auf ihre Seite brachten und dann einen Grossteil der deutschen Adelsgüter und Gutshöfe plünderte, zerstörte und niederbrannte.

In dieser Zeit wurden ca. 100 Güter der Deutschen allein in Lettland vernichtet. Im Zuge dieser rasanten Entwicklung waren die Deutschen auch zahlenmässig nicht mehr in der Lage, die Kontrolle über das Land zu behalten. Hier setzte dann eine verheerende Entwicklung ein.

Zu früherer Zeit haben die Deutschen in Lettland nie ihre Selbstverwaltung aufgegeben oder sich gross dort hineinreden lassen., ja sie hatten gewissermassen mit den Letten eine Feindschaft gegen die russische Obrigkeit geteilt, wenn auch sie ihre Staatspflichten gegenüber dieser erfüllten.
Aber in dem Moment der Ohnmacht, wo die Selbstverwaltung und Beherrschung der Ostseeprovinzen nicht mehr gelang, riefen sie die
eigentlich auch nicht sonderlich geliebten Russen zu Hilfe, welche dann mit rabiaten militärischen Strafexpeditionen unter den Letten wüteten. Dass Russen und Deutsche gemeinsam gegen die Letten kämpften, dies war ein schmerzhafter Beginn des lettischen Nationalitätsbewusstsein, welches zwar bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges unter der
Oberfläche blieb , aber sich dann in der ersten lettischen Republik entsprechend feindselig gegen die deutsche Herrschaft stellte.
Die meisten der Denkmäler der lettischen Revolution von 1905\06 wurden zu sowjetischer Zeit nach 1945 errichtet. Aber auch zur Zeit der ersten lettischen Republik wurden Revulotionsdenkmäler von seiten der lettischen Regierung vor allem unter Ulmanis errichtet.
Auch nach 1991, der neuen Unabhängigkeit Lettlands, wurden die Denkmäler 1905\06, welche zur Sowjetzeit gebaut wurden, unangetastet gelassen.

Vom Ausbruch des 1. Weltkrieges bis zur Unabhängigkeit der baltischen Staaten, ein verwirrendes Geschichtslabyrinth.

Nach der Revolution 1905/6 in den Ostseeprovinzen Russlands, welche die stärksten Erschütterungen im heutigen Lettland hervorrief , wo ca. die Hälfte der deutschen Güter vernichtet wurden und nur durch Bitten der Baltendeutschen die russische Armee wieder die Ordnung mit brachialer Gewalt herstellen konnte, kehrte allmählich wieder ein friedlicher Zustand in den russischen Ostseeprovinzen ein.

Die Stimmung gegenüber den Baltendeutschen war sicherlich nicht mehr so wie vor der Revolution, aber einige Gutshöfe und Schlösser wurden wiederhergestellt, die Bauern taten wieder ihren Dienst und die Herren genossen mehr oder minder das Leben im Baltikum als Grossgrundbesitzer.

In den Städten, vor allem Riga, bildete sich allerdings immer deutlicher unter dem Namen „lettischer Verein“ ein neues Kleinbürgertum die intelligente Schicht der Letten, welche die Revolution nicht ganz vergessen hatten, wenn sie auch deren Verlauf nicht immer in allen Auswirkungen teilten.

Im Juli 1914 stehen sich Russland und Deutschland als kriegserklärende Feinde gegenüber.

Dies bedeutet aber, das Baltendeutsche gegen Deutsche zu kämpfen hatten, da viele Gutsbesitzer ihre Söhne als Offiziere in die russische Armee gegeben hatten, welche nun gezwungen waren gegen den Einmarsch der Deutschen zu kämpfen.

Doch Russland war geschwächt, einen Kampf gegen feindliche Mächte von aussen zu führen, und gleichzeitig im eigenen Land Unruhen zu haben, welche schliesslich zur Absetzung und Hinrichtung des Zarens durch die Oktoberrevolution 1917 führten, war nicht effektiv möglich.

Schon Mitte 1915 hatte das deutsche Heer ganz Kurland (Kurzeme) bis zur Düna (Daugava) besetzt.

In dieser Zeit flüchten den Grossteil der Letten nach Russland bzw. werden evakuiert, welche dort, schon wie 1905/6 die Idee eines eigenen sozialistisch bolschewistischen Staates im Zusammenhang mit der aufkommenden russischen Revolution gebaren.

Die Baltendeutschen erwarten die deutschen Kaisertruppen als Befreier, kooperieren mit ihnen.

Riga bleibt vorerst in russicher Hand.

Sehr kurios ist das auch nach der deutschen Kriegserklärung gegen Russland Riga weitgehend deutsch besiedelt bleibt, es eine deutsche Tageszeitung gibt, aber das Deutschsprechen in der Öffentlichkeit unter strenger Strafe untersagt ist:

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Erst 1917 gelingt es den deutschen Truppen in Riga einzumarschieren, welches infolge der Abdankung des Zaren ins orientierungslose Chaos verfiel, wo die Baltendeutschen schon seit längerem das Sagen verloren hatten. In der Kriegszeit war schon der Gebrauch der deutschen Sprache unter Strafe gestellt worden.

Bis Ende 1918, der Kapitulation Deutschlands, ist eigentlich dann das ganze Baltikum unter deutscher Besatzung.

Doch nun, nach der Kapitulation, fangen die eigentlichen Wirren und Verwerfungen der Geschichte erst richtig an.

Da man international den neu entstandenen Bolschewismus und seinen auch territorialen Anspruch fürchtet, wurde der Abzug der deutschen Truppen nur bis nördlich der Düna (Daugava) durchgeführt, dann aber unter internationaler Toleranz und Materiallieferungen der Verbleib deutscher Truppen vor allem in Kurland unterstützt, um das weitere Vordringen der roten Armee zu stoppen.

Diese nimmt auch umgehend Riga wieder ein (Januar 1919), und versucht dort eine bolschewistische Räte Regierung zu bilden, unter gleichzeitiger Berücksichtigung der von Letten gewünschten Eigenstaatlichkeit.

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in der bolschewistischen Besatzungszeit Riga existiert trotz nur noch wenig verbliebener Deutscher eine deutschsprachige Tageszeitung

Nun formt sich in Kurland eine „Baltische Landeswehr“ (Truppen zusammengestellt und geführt von den Baltendeutschen zur Abwehr des Bolschewismus und zur eventuellen Angliederung des Baltikums an Deutschland), unter teilweiser Beteiligung auch von Letten, welche allerdings zuerst noch unter dem Oberkommando des deutschen Heeres stand.

Nach November 1918 löst sich das deutsche Heer mehr oder minder auf.

Ein Teil schliesst sich den Bolschewisten an, ein anderer Teil der baltischen Landeswehr.

Ein dritter Teil bildet die „Eiserne Brigade“ welche den Rückzug der deutschen Armee durchführen soll, und ein vierter Teil schliesslich kämpft auf eigenen Faust eigentlich nur ums Überleben und als Söldnertruppe.

Ebenso bilden sich Reste der zaristischen Armee, die „Weisse Armee“, Bermontruppen.

Und es bilden sich bolschewistische lettisch – russische Armeeverbände welche mit der roten Armee zusammenarbeiten.

Bis Ende Mai 1919 bleibt Riga in den Händen bolschewistischer Truppen, dann wird es von der baltischen Landeswehr, lettischen Abteilungen und übriggebliebenen deutschen Heeresangehörigen erobert.

In der Zeit von Ende 1918 bis Anfang 1920 wechselten Städte, Kreise und anderen kleine Gebiete teils allmonatlich den Besatzer.

Es wurden Abmachungen unter den verschiedenen Armeen getroffen, gebrochen und wieder geschlossen.

Jede besatzende Einheit ging mehr oder minder brutal gegen die übriggebliebene Zivilgesellschaft vor, plünderte, beschlagnahmte, enteignete.

Es gab in diesen Jahren keine politische Orientierung, wer überleben wollte musste sich allen verschiedenen Richtungen kurzfristig anpassen können und dennoch diverse Verluste in Kauf nehmen.

Fast die Hälfte der nach 1906 verbliebenen Baltendeutschen verlassen das Land, oft unfreiwillig durch den Tod.

Die Befreiung Lettlands von der roten Armee durch wesentliche Hilfe der Baltischen Landeswehr wurde von Letten nicht besonders gewürdigt, ein Landeswehrdenkmal in Riga um 1920 erbaut, wird 8 Tage nach der Einweihung von Letten gesprengt.

Der Grund für diese „Undanbarkeit“ liegt sicher auch in der sozialistisch orientierten Gesinnung der Ulmanis Regierung, welche einerseits sich von Russland befreien wollte um einen eigenen Staat zu gründen, dies aber nur unter Zuhilfenahme sozialitisch, russisch – bolschewistischer Ideen fertigbrachte, womit grosse Teile der lettischen Arbeiterschaft gewonnen werden konnten, dafür sich aber auch von den Grossgrundbesitzern, den Baltendeutschen befreien musste.

Am 1. Mai 1920 tritt dann zum ersten Mal das neue lettische Parlament zusammen, es enteignet den grössten Teil der baltendeutschen Besitzungen, max. 50 ha. dürfen einzelnen deutschen Personen noch verbleiben.

Der wirtschaftliche Zustand ist bis 1930 denkbar schlecht, da kaum wertvolle Güter, Maschinen, Infrastrukturen den eigentlich über 2 Jahre dauernden Bürgerkrieg überstehen konnten.

Die erste lettische Republik

Eine kleiner historischer Überblick unter Berücksichtigung der Lage der Deutschen.

In den Wirren des 1. Weltkriegs, welche im Baltikum grösser und länger andauernder waren, kam es, durch die Schwächung von Russland im Zuge der Oktoberrevolution 1917 und der deutschen Niederlage 1918, in Lettland zu einem Machtvakuum.

Die Bolschewiken, Reste der Zarenarmee sowie verbleibende Reste der deutschen Armee alsdann auch sich mehr mehr sammelnde Verbände lettischer Freiheitskämpfer kämpften teils mit und gegeneinander.

Die Nähe der lettischen Freiheitskämpfer zur russischen Revolution kann schon 1905/6 bestätigt werden, interessant ist die Tatsache das sich 1918 diese Verbände mehr und mehr von bolschewistisch-sozialistischen Idealen verabschiedeten, weil die russischen Bolschewisten durch den Friedensvertrag von Brest Litowsk 1917 das Baltikum an Deutschland gaben, und somit in gewisser Hinsicht Verrat an den lettischen Revolutionärskollegen übten.

Der Gedanke einer Unabhängigkeit Lettlands, schon ab 1905 in Lettland durch die Revolution und im Erstarken lettischer Vereine spürbar, wird nun politisch durch Tschakstes ersten lettischen Nationalrat und Ulmanis 1918 als lettisch demokratischer Block ausgebaut aus welchem dann der lettische Volksrat Ende 1918 gebildet wird.

Von Grossbrittanien wird dieser Volksrat schon 1918 als souveräne Staatsmacht Lettlands anerkannt.

Da aber die Wirren noch lange nicht vorbei waren, und Ulmanis 1918 im von Deutschen besetzen Riga diesen Volksrat bildete, fast gleichzeitig aber durch die deutsche Kapitulation die Bolschewiken wieder nach Riga vordrangen, musste der Volksrat mit Ulmanis nach Liepaja/Libau fliehen.

Dort befand sich auch das unter internationaler Aktzeptanz bestehendes verbliebenes Hauptquartier der deutschen Armee, welche gegen den Bolschewismus eingesetzt werden sollte.

Die Befreiung Rigas war einer doch mehr oder minder gemeinsame Operation der lettischen Freiheitskämpfer, verbleibenden deutschen Streitkräften und der baltischen Landeswehr zu verdanken.

Jedoch hatte jede Seite ihre eigene Motivation.

Die lettischen Freiheitskämpfer erhofften die Unabhängigkeit Lettlands als eigenen Staat zu erreichen, die deutschen Streitkräfte träumten von einer wiederherzustellenden Monarchie mit Landbesitz in Lettland für die Soldaten als Belohnung, die baltische Landeswehr wollte versuchen die alte Ordnung wiederherzustellen.

Diese unterschiedlichen Motive führten schon vor der Befreiung Rigas zu einem Putschversuch gegen den lettischen Volksrat in Liepaja/Libau unter der sehr schillernden Persönlichkeit des lettischen Pastors A. Niedra.

Auch der Versuch der russischen zaristischen reaktionären Restarmee unter Bermondt, alte Zustände wiederherzustellen, scheiterte am Widerstand lettischer Freiheitskämpfer, welche sich mittlerweile zu einer immer stärkeren Armee herausgebildet hatten.

Am 1. Mai 1920 wurde die erste verfassungsgebende Versammlung Lettlands einberufen.

Schon im Sommer 1920 wurden Friedensverträge mit Deutschland und Russland abgeschlossen.

Die Zwangsenteignung stand unter den Vorzeichen sozialistischer Umverteilung

Im Herbst 1920 wurden umfangreiche und für die verbleibenden deutschen Gutsbesitzer einschneidende Agrarreformen eingeleitet.

1924 wurde aufgrund eines sehr knappen Mehrheitsbeschlusses, nur erreicht durch die Zustimmung russischer und jüdischer Minderheitenparteien sowie selbstverständlich der sozialistischen Parteien der Saima (lett. Parlament), alle Ländereien von deutschen und russischen adeligen Gutsbesitzern bis auf ein max. 100 ha verbleibenden Grundbesitz entschädigungslos enteignet. Und auch der verbleibende restbesitz wurde nur gewährt wenn man sich vorher nicht gegen die lett. Unabhängikeit eingesetzt hat.

Allerdings konnte zwar nicht direkt vom Staat aber von Privatpersonen wieder von vermögenden Deutschen Grundbesitz nach der Enteignung erworben werden.

Von vor dem Kriege in Lettland lebenden ca. 127000 waren ca. die Hälfte, 65000 Deutsche übriggeblieben.

Der einstige deutsche Grossgrundbesitz, über 2 Millionen ha hatte sich auf ca. 10% gemindert.

Das in den Staatsbesitz übergegangene enteignete Land wurde dann in max. 27 ha grosse Einheiten an lettische Bürger zur Gründung von bäuerlichen Jungwirtschaften zur Verfügung gestellt unter paralleler staatl. Kredite.

Der moderne liberale Staat

In der Mitte der 20er Jahre konsolidierte sich Lettlands Ökonomie nach den immensen Kriegsbeeinträchtigungen und es wurde schrittweise ein relativ moderner Sozialstaat aufgebaut mit diversen auch funtionierenden staatl. Wohlfahrtsorganistationen.

Die Lage der Deutschen im Lande hat sich zwar vor allem für vermögende Grundbesitzer dramatisch geändert, aber der auch nicht geringe Teil der deutschen Handwerker,Juristen, Ärzte und Kaufleute konnte weiterhin ungestört in den Städten ihrem Gewerbe nachgehen, da deren Hauser und Geschäfte nicht unter die Agrarreform enteignet wurden.

Politisch gesehen waren die Deutschen eher unbedeutend geworden, immerhin stellten sie 100 Abgeordneten der Saima 6, was bei einem Bevölkerungsanteil von 3,5% nicht wenig war.

Die Machtübernahme in Deutschland wie überhaupt das Deutschtum wurde in Lettland sehr kritisch gesehen wie folgendes Plakat beweist:

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Deutsche Kirchengemeinden und Vereine wurden zahlreich wieder gegründet, das Schulsystem Lettlands gestattete den Minoritäten eigene Schulen zu allerdings ab 1936ohne Ihnen dafür finanzielle Mittel zu geben, so wurden zahlreiche deutsche Schulen wiedergegründet. Lettische Sprache war ein Pflichtfach aber nicht Unterrichtssprache.

Auch wenn die Amtsprache lettisch war, hatten im praktischen Umgang auch die deutsche und eingeschränkt die russische Sprache eine wesentliche Bedeutung, wovon Beschriftungen an Läden in Städten wie Riga, Liepaja/Libau u.a. zeugen.

Die Ulmanis Zeit

Schon in den späteren 20er Jahren begannen die Abgeordneten der unzähligen kleinen Parteien sich politisch zu verkaufen, es entstand ein reglrechter kommerzieller Stimmenhandel in der Saima Ausserdem hervorgerufen durch die allgemeine Weltwirtschaftskrise.entstand eine Bereitschaft des Volkes zu radikaleren Führeren und einschneidenderen Veränderungen.

Am 15. Mai 1934 wurde durch einen unblutigen Militärputsch Ulmanis an die Macht gebracht. Das Parlament wurde aufgelöst, die Abgeordenten mit einer guten Rente in den vorrzeitigen Ruhestand entlassen unter der Auflage sich nicht mehr politisch zu betätigen.

Ulmanis hatte sich auf die Landwirtschaft und Landbevölkerung konzentriert, welche den grössten Teil der lettischen Bevölkerung ausmachten.

Selbsterzeugung und finanzielle Unterstützung der Landwirte waren die Hauptversprechen welche er auch in wenigen Jahren umsetzen konnte.

Auch die technische Entwicklung Lettlands als Exportproduzent stieg rasant an.

Der allgemeine Verfall der Presse- und Meinungsfreiheit in Lettland passte in die Zeitströmung der anderen Diktaturen wie Mussolini und Hitler.

Unter Ulmanis begann auch eine klare Einschränkung der vorher den Minoritäten zugestandenen Rechte, vor allem die Deutschen hatten darunter zu leiden.

Von Russland finanzierte sozialistische Propaganda und Agitation wurde auch in Lettland betrieben, konnte aber keine grössere Anhängerschaft erreichen.

Die Beliebtheit Ulmanis, welcher auch heute noch für die Letten die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs und der Blüte repräsentiert wird in Lettland selbst kaum kritisch hinterfragt.

Das Ende der ersten lettischen Republik

Zerrieben zwischen den Kriegsfronten

Der unblutige Putsch mit dem Ulmanis 1934 an die Macht kam, führte im Zuge der Nationalisierung zu einer weiteren Einschränkung der Rechte der Minderheiten, worunter auch vor allem die Deutschen zu leiden hatten.

Zwar wurde weiterhin die Wirtschaft Lettlands intensiviert, vor allem im landwirtschaftlichen und industriellen Bereich, dennoch war die russische , bolschewistische Propaganda und demnach auch der russische Einfluss und Druck allgegenwärtig, auch wenn sie von der Bevölkerung vorerst nicht ernstgenommen wurde.

Hitler – Stalin Pakt

Am 23. August 1939 unterzeichnen Deutschland und Rus3land neben dem offiziellen Nichtangriffspakt auch ein geheimes Zusatzprotok/ll/Abkommen, Zitat: „ Für den Fall einer territorialmpolitischen Umgestaltung in den zu den baltischen Staaten (Finnland. Estland, Lettland, Litauen gehörenden Gebieten bildet die nördliche Grenze Litauens zugleich die Grenze der Interessensphären Deutschlands und der UdSSR.“

Am 30. Oktober 1939 wird zwischen Deutschland und Lettland ein Vertrag unterzeichnet, welcher die Umsiedelung von allen Menschen deutscher Volkszugehörigkeit regelt, wenn diese sich dafür frei entscheiden.

Diese Entscheidung bedeutet die Abgabe der lettischen Staats:ugehörigkeit und hat finanziell einen Anspruch auf Entschädigung unbeweglicher Eigentumswerte zur Folge.

In der lettischen Zeitung „Kareivis“ vom 31. Oktober 1939 wird am Schluss der Bekanntmachung des Umsiedelungsvertrages mit allen Details lakonisch gesagt: „Wenn sich vor 700 Jahren die Türen in unsere Richtung geöffnet haben, dann öffnen sich jetzt die Türen nach draussen.“

Wenn Ulmanis anlässlich des Umsiedlungsvertrages auch erwähnt, das einige Letten mit deutschen Wurzeln die Gelegenheit nutzen um das Land aus Sicherheitsgründen zu verlassen, und dies für falsch hält, mit dem Hinweis darauf, das der deutsche russische Nichtangriffspakt „die Fundamente für klare, verstärkte und gute Beziehungen zu unserem grossen Nachbarn im Osten“ (Jaunais Kurzemnieks 1. Nov. 1939) bildet, hat er sich gründlich getäuscht.

Der am 5. Oktober 1939 mit Russland geschlossene Beistands und Stützpunktspakt, in dem Russlands Armee in Liepaja, Ventspils und Riga Truppen stationieren darf mag Grund für diese irrige Annahme gewesen sein.

Auch wenn über diesen Beistandspakt zwischen Lettland und Russland, welcher einige Tage nach dem russisch deutschen Vertrag zustande kam, gemeinhin angenommen wird, das er unter russischem Druck zustande kam, so geben lettische Zeitungen aus dieser Zeit keinen Hinweis darauf. Auch glaubte der Grossteil der lettischen Bevölkerung das russischen Kommunisten im Laufe der Jahre ihrer Entwicklung liberaler und moderater geworden wären.

Folglich ist anzunehmen das die lettische Regierung, unter diktatorischer Herrschaft von Ulmanis, zum Ausbruch des 1. WK die Verbindung mit Russland als das kleinere Übel ansah, und dies lag schon in der Tradition der Entstehungsgeschichte der ersten lettischen Republik beginnend mit den sozialistisch motivierten, aus Petersburg geschürten Unruhen von 1905/v.

Der Einmarsch Russlands, die Absetzung von Ulmanis, Deportationen

Am 17. Juni 1940 beginnt die unblutige Übernahme Lettlands durch die rote Armee und die russische Regierung.

Dennoch verbleibt Ulmanis als lettischer Staatspräsident bis zum 21. Juli 1940 von wo ab dann die Führerschaft an August Kirchstein (ein europaweit bekannter Professor der Mikrobiologie, welcher gegen die Selbstermächtigung von Ulmanis war und mit dem Sozialismus sympathisierte) übergeben wird. Am 22. Juli wird Ulmanis vom russischen Sicherheitsdienst aus Lettland nach Sibirien deportiert unter dem Vorwurf Führer der bürgerlichen lettischen Bauernschaftspartei gewesen zu sein und verstarb im Gefängniss in Russland aufgrund schlechten Gesundheitszustandes am 20. Sept. 1942.

Nach faktischer Übernahme Lettlands durch die Sowjetregierung Juni 1940 wurden sämtliche Geschäfte und Besitzverhältnisse in Lettland radikal auf das kommunistische System umgestellt, die enteigneten Länderein der lettischen Grossgrundbesitzer wurden an Jungbauern mit 10 ha Grösse vergeben, unzählige von bürgerlich gesinnten und politisch verdächtigen Letten wurde nach Sibirien deportiert. Darunter befand sich auch ein grosser Anteil jüdischer Geschäftsleute insgesamt wurde ca. 14000 Menschen aus Lettland deportiert. Die letzte Ausreisewelle der bis dahin noch verbliebenen Deutschen in Lettland wurde noch im Herbst 1940 mit Billigung der Russen durchgeführt an welcher auch einige Letten teilnahmen um dem Bolschewismus zu entgehen.

Die deutsche Besetzung Lettlands 1942

Fast genau 1 Jahr später begann vertragsbrüchig gegen den Nichtangriffspakt die deutsche Invasion auf russichem Gebiet. Am 1 Juli wurde Riga von deutschen Truppen eingenommen und von der Bevölkerung als Befreier jubelnd begrüsst.

Doch an eine Wiederherstellung Lettlands war nicht zu denken, die lettische Flagge war weiterhin verboten, von den Kommunisten requiertes nunmehr Staatseigentum wurde in die deutsche Verwaltung eingegliedert, die Jungbauern mit ihren 10 ha Bodenbesitz wiederum enteignet.

Eine der ersten Aktionen der deutschen Verwaltung war die Vernichtung der Juden, vor allem in Riga und anderen grösseren Städten woran sich auch neu für den Deutschen Sicherheitsdienst rekrutierte Letten beteiligten.

Bis zu 100000 Letten wurde in die SS und Wehrmacht eingegliedert ein Teil meldete sich freiweillig.

Der weitere Kriegsverlauf an der Ostfront welcher zunehmend bedrückender wurde führte zu einer etwas verwunderlichen Politik der deutschen Heeresverwaltung in Lettland.

Die lettische Fahne wurde wieder zugelassen, vom Sowjetregime enteigneter Grundbesitz wurde auch an Letten zurückgegeben, Sparguthaben wieder den alten Einlegern freigegeben, und es wurde vermehrt versucht Freiwillige für den Kampf gegen die Sowjetunion zu gewinnen.

kriegsaufrufgegenbolschewismus1943

Weiterhin wurde eine deutschsparchige Tageszeitung herausgegeben, Ostland Zeitung, in welcher 1943 verstärkt zum Kampfeinsatz der einheimischen Bevölkerung aufgerufen wurde

Hintergrund bildete eventuell die Parallele aus dem 1 Weltkrieg wo auch Letten und Deutsche gemeinsam gegen den neu entstandenen Bolschewismus siegreich gekämpft hatten.

Einige der 1939 bei der Umsiedlung ins Deutsche Reich zurückgekehrten Deutschbalten kamen auch im Gefolge der Deutschen Wehrmacht wieder nach Lettland zurück um dort Verwaltungsaufgaben zu übernehmen.

Das Ende der Besatzung, der legendäre „Kurlandkessel“

Der weitere Rückzug deutscher Truppen an der Ostfront führte dann zur Bildung des Kurland Kessels gegen Sommer 1944.

In das fast halbinselartige Gebiet von Tukums über Ventspils(Windau) bis nach Liepaja(Libau) zogen sich die verbleibenden Einheiten der deutschen Wehrmacht zurück.

Paralell dazu wurden Sie von der immer schneller Richtung Berlin sich verschiebenden Frontlinie von dem anderen Teil der noch verbliebenden Wehrmacht abgeschnitten.

Nicht nur die heldenhaft beschworene Verteidigung Kurlands durch Reste der deutschen Wehrmacht kann der Grund für die Besetzung dieser deutschen Insel im ansonsten nun russisch besetzen Raum sein, auch das Interesse der Russen hatte sich eindeutig auf den Mittelpunkt des deutschen Reiches, die Einnahme Berlins gerichtet und dennoch wollte Russland einen Nebenschauplatz wie Kurland nichts rechts liegen lassen und unter grossen Verlusten auch auf russischer Seite wurde ohne Erfolg fast 1 Jahr um Kurland gekämpft, obwohl diese Region eigentlich mittlerweile strategisch unbedeutend war.

Bis zum 9. Mai verblieben die deutschen Truppen in Kurland, es wurden erst ab dem 3. Mai Evakuierungen Verletzter und Familienväter eingeleitet, was wegen Mangels an Beförderungsmitteln dazu führte das fast 100000 Deutsche Soldaten, Offiziere und lettische Angehörige der deutschen Streitkräfte in russiche Kriegsgefangenschaft gerieten.

Vor allem die Letten welche freiwillig oder unfreiwillig auf deutscher Seite gekämpft hatten erwartete ein oft tödliches Ende in russicher Gefangenschaft, da sie als ehemalige Sowjetbürger Landesverrat begangen hatten. Manche schafften es sich für einige Jahre nach 1945 unerkannt in der lettischen Sowjetrepublik aufzuhalten und konnten mitunter somit einem Todesurteil entfliehen, da Jahre später „nur noch“ mit Deportation zu rechnen war.

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