Marokko 2014

Marokkanischer Herbst 2014

Technisches Vordebakel

Wieder mal den alten Setra von seiner langen Standzeit befreit nachdem 3 Estinnen und 3 deutsche Freunde bereit waren an unserer Tour nach Marokko teilzunehmen.

Wegen Probleme mit der hinteren Bremse (ungleiche Bremswirkung, Bremsbeläge nur schwer in Deutschland und in Lattland gar nicht zu bekommen) habe ich auf den lettischen Tüv verzichtet, da besonders in Deutschland die Polizei selbst entscheidet ob ein Fahrzeug verkehrssicher erscheint und nichts auf ausländische Tüvbescheide gibt.

Mit der Fähre dann nach Deutschland gefahren und von dort zum deutschen Abfahrtsort Gunsleben.

Dort noch einige technische Überprüfungen und Kleinreparaturen vorgenommen um dann am 1. September nachmittags zu starten.

 

Nachts auf der Autobahn vor Giessen wollte dann der Motor nach dem Lasterwettkampf(bergab 110 – 120 km/h und bergauf 60 -80 km/h) Tal auf einmal kein Gas mehr annehmen.

Ich dachte eventuell Spritfilter zu, in jedem Falle mal schnell von der Autobahn runter und prüfen.

Die Prüfung ergab einen vermutlichen Totalschaden des Motors.

Er dampfte aus allen Ritzen und drückte Öl aus dem Messstab und der Ventildeckelentlüftung und klackerte ganz fürchterlich.

Also abstellen, Bier trinken und am nächsten Morgen mal ein paar Anrufe mit Henschelmotor erfahrenen Setra Clubmitglieder führen, welche alle auf einen Kolbenkipper tippten und in Folge einen womöglichen Lagerschaden.

Damit wollte ich natürlich nicht mehr weiter nach Marokko fahren, sondern entschied mich den 300 km langen Rückweg auf der Landstrasse vorsichtig nach Gunsleben zu fahren.

Ca. 30 km vor Gunsleben dann wollte ich es wissen und hab den Motor mit mehr als Vollast und Höchstdrehzahl gequält um eventuell so den endgültigen Totalschaden herbeizführen, womit dann weitere Entscheidungen einfacher zu treffen wären.

Nichts passierte aber, und angekommen in Gunsleben stellte ich bei laufendem Motor fest, das dieser bis auf das unangenehme Klackern wieder ganz normal lief, kein Öl mehr rausdrückte oder irgendwo dampfte.

Was nun, die Frage in die Runde, mit dem Motor trotzdem nochmal losfahren, da war ich dagegen.

Eine schnelle Reparatur war undenkbar, blieb also als einzige Alternative, die Reise mit dem Setra doch noch durchzuführen, einen anderen guten gebrauchten Motor zu finden und schnell umzubauen, zumal eine Kompressionsprüfung 18 17 15 16 12 bar ergab, was für einen ausgelutschten Motor spricht, aber noch nicht definitiv einen völlig kaputten Kolben ergibt.

Über den Setra Club Marktplatz fand ich ein Inserat für 1500 EUR 5 Zylinder Henschelmotor.

Ganz schön teuer dachte ich, soviel geb ich nicht aus, der Bus hat damals im Kauf genausoviel gekostet.

Trotzdem den Anbieter mal angerufen, Motor soll vor ca. 150.000 km generalüberholt worden sein … .

Danach nochmal in unserem Reisezirkel beratschlagt und überlegt, nachdem dann mein Sohn und Gerald der die letzten Fahrten auch immer dabei war angeboten haben je 150 EUR beizusteueren, ebenfalls jeder der anderen Reisegfährten 25 EUR für einen anderen Motor, habe ich beschlossen den generalüberholten zu kaufen, wenn er denn für 1000 EUR zu bekommen wäre.

Nach langem Verhandeln dann konnte ich Dienstag abend für 1000 EUR den Motor bekommen, ein bekannter von uns war gerade in der Gegend von Osnabrück und brachte am übernächsten Tag, den 4.9. dann abends den Motor vorbei. Bis dahin hatten wir den alten Motor schon ausgebaut und begannen am 5.9. mit dem Einbau des „neuen“.

Dazu musste allerdings noch die Schwungmasse und die Kupplung gewechselt werden da der Vorbesitzer irgendwelche Umbauversuche gestartet hatte.

Zudem war es der 145 PS Motor, also die Anschlüsse der Wasserleitungen leicht verändert und ebenso andere Lichtmaschinenhalterungen welche alle noch zu modifizieren waren.

Am 5.9 abends hatten wir dann den Motor endlich eingepasst, Traverse hinten raus, natürlich danach gleich wieder mal Schweissarbeiten an der Halterung notwendig.

Das Problem war eine Motorhalterung auf der Fahrerseite vorne, welche optisch gleich war, auch von den Grundmaasen, aber nur die 2 oberen Schrauben waren reinzubekommen, die unteren wegen ca. 1 mm verschiedener Bohrung nicht zu fixieren.

Die unteren 4 Verschraubungen der vorderen Motorhalterungen waren rechts alle wegen Rost abgerissen, also Schraubgewinde eingeschweisst, deshalb auch auf der Fahrerseite die alte Halterung complett gelassen und nur von der Seite abgeschraubt.

Am Samstag morgen den 6.9 dann der ersten Startversuch mit dem neuen Motor, sprang auf Schlag an und im Gegensatz zu meinem alten Motor so gut wie überhaupt keine Rauchentwicklung.

Den Samstag noch viele Kleinigkeiten gerichtet, eine kurze Probefahrt von 10 km gemacht, Auspuff noch angebaut … .

Sonntag nachmittag dann endlich, nachdem wieder alles für die Reise verstaut war, gings los,diesmal um der Vermeidung ungünstiger Wiederholungen über die Nordroute Dortmund nach Luxemburg.

Frankreich und Spanien

Die 3 ständigen Setra S80 Problembegleiter, Reifen, Lichtmaschinenhalterungen und Auspuff liessen nicht lange auf sich warten.

Noch in Deutschland war einer der hinteren leider noch 16 Zoll Reifen platt, schneller Wechsel bei Köln, Reparatur preisgünstig auf Marokko verschoben.

Vor Luxemburg übernachtet und dann in Luxemburg alle Tanks nochmal aufgefüllt und dann die grosse Überraschung.

Nach genau errechnetem Verbrauch von 14,7 l auf 100 km für die Autobahn und Landstrassenstrecke von Gunsleben nach Luxemburg, lag der neue Motor mit über 3 l unter dem Verbrauch des alten 135 PS Motors. Überhaupt waren 14,7 l. Extrem wenig für das Gewicht den Windwiderstand und die Reisegeschwindigkeit um 100 km/h.

Vor Bordeaux dann mal wieder gebrochene Lichtmaschinenhalterung, aber eine nette LKW Werkstatt konnte die selbst ausgebaute Halterung schnell schweissen.

Übergesetzt auf die Halbinsel nach Royan und weiter Richtung Spanien bekahm ich um San Sebastian noch den Irrsinn französischer Mautautobahnen zu spüren, welche ich bis dahin tunlichst vermieden hatte. Für die 20 km bis zur spanischen Grenze, musste ich mehr als 5 EUR zahlen, dazu noch 1 Stunde im Stau stehen.

Überhaupt ist das Fahren in Frankreich abseits der horrende teuren Autobahnen weitgehend eine Zumutung, sowohl für die Bewohner aller unzähliger Kleinstädte als auch für die armen Fahrer welche sich mühsam mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 km/h ducrh die Landschaft kreiseln, da alle paar 100 m ein Kreisel gebaut war, wo oft eine einfache Nichtampelkreuzung genügt hätte.

Umgehungen über kostenfreie Autobahnen in Frankreich selten, man möchte anscheinend den nicht so betuchten Touristen ausgiebig jedes kleinste Detail eines Ortes vor Augen führen.

Ganz anders hingegen Spanien, ab San Sebastian führt eine Bezahlautobahn über Madrid nach Granada, parallel dazu die Nationalstrasse 1 (N1) ebenfalls zweispurig wie eine Autobahn kostenfrei bis ans Mittelmeer.

Übernachtungen an der Küste in Frankreich sind auch in der Nebensaison September nicht so einfach, aber es gibt immer noch Plätze für Nischensucher und selbst auf Übernachtungsverbostplätzen nimmts die Polizei nicht so genau, sondern kommt am nächsten Morgen gegen 9 Uhr als Weckdienst klopfend ans Fahrzeug um einem mitzuteilen das man hier nicht übernachten dürfte.

Die Mittelmeerküste von Spanien ist absolut zugebaut und auch Anfang September noch ziemlich stark belebt, wir verzichteten auf eine Nacht am Meer und begaben uns lieber direkt nach Algeciras zur Fähre, wo nach einer durchzechten Nacht und einem Spiel mit einem Brotkrumen und einer Möwe morgens wir zur Fähre nach Tanger eincheckten, welche mit ca. 400 EUR hin und zurück incl. 6 Personen im Vergleich zu einer Fähre nach Lettland mit der fast 100 fachen Strecke preislich in keinem Verhältniss steht.

Tanger

Die Ankunft in Marokko war ziemlich gelassen, die Zöllner, gelangweilt, nach fast zwei Stunden fertigten sie dann auch ohne grosse Detailkontrolle unseren Bus ab.

Geschickt wird man vom neuen Hafen Tanger Med auf die Autobahn geleitet, um ebenfalls bis Tanger fast 5 EUR zu zahlen, was man aber durch rechtzeitiges Abbiegen im ersten Kreisel durchaus vermeiden könnte, wie wir auf der Rückfahrt feststellten.

In Tanger in der Nähe des Basars am Berge geparkt, und schon kommen die ersten Geier an, Parkwächter, Stadtführer, Verkäufer von Teppichen etc.

Ein Stadführer konnte ganz gut deutsch, deshalb gönnte ich ihm die paar Euro uns etwas vom Basar und der Altstadt zu zeigen um im Gespräch ein wenig Informatives über Gepflogenheiten in Marokko zu erfahren.

Dort auf dem Basar gibt es übrigens einen sehr guten Schafskäse aus Tetuan, eingewickel und eingeflochten in Olivenblätter hält er ziemlich lange, dazu habe ich trotz Abneigung zu erstenmal in meinem Leben Oliven gegessen die nicht wie schwarze feuchte Pappreste anmuteteten.

Danach fuhren wir an die Atlantiküste um dort in den sehr grossen Wellen etwas zu schwimmen und um dann einen Platz für die Übernachtung zu suchen.

Schon in und um Tanger fielen mir die vielen Strassensperren auf, bestückt mit Polizei und Militär, ausgestattet mit Nagelsperren und gut bewaffent zeigte nach einem kurzen Blick auf unser Nummernschild jedoch keiner Interesse uns zu stoppen, wir wurden auch in ganz Marokko imer durchgewunken.

Küstenschutz, Verkehr und Übernachtungen

Nur schon die erste Übernachtung an der Küste zeigte ein anderes Problem.

Mit riesigen EU Mitteln ist der Küstenschutz gegen auswandernde Schwarze in der Weise gesichert worden, das alle 500 m sowohl am Atlantik bis fast Agadir, als auch an der gesamten Mittelmeerküste ein Militärposten steht, meist in einem weissgetünchten Häuschen mit Solarzelle und Wasserkanistern versehen.

Bei unserem ersten Übernachtungsversuch kam dann jemand zu Beginn in Jogginghose um auf französisch etwas zu erklären, was Gunter nicht ernst nahm und ich war am Strand.

Etwas später kam dann derselbe in Uniform und versuchte mir zu erklären das hier das Parken und übernachten nicht gut wäre, sondern wir besser gleich den Bus neben sein Häuschen stellen sollten.

Tatsächlich hatte aus der hinteren Tür mittlerweile einer unmerklich ein 6 Pack Bier geklaut.

So stellten wir denn dan Bus neben dem Militärhäuschen hin um in Ruhe zu übernachten.

Mitten in der Nacht kam eine andere schwer bewaffnete Militärpatrouille und kontrollierte anscheinend die vor Ort Wächter genauso wie uns, nochmals mussten wir die Pässe vorzeigen welche abfotografiert wurden.

Am nächsten Morgen ging es mit einem netten Merci ohne Backschisch dann weiter.

Im Vergleich zu Russland, wo man bei fast jeder Kontrolle vom Fahren gestoppt wird, aber in Ruhe fast überall übernachten und Stehen kann, ist es in Marokko genau umgekehrt. Man kann in aller Ruhe überall lang fahren, ohne von irgendeiner Strassensperre oder von der Polizei oder sonstigen Kontrollposten angehalten zu werden, aber sobald man an der Küste stehen will kommen die Militärposten, in der Stadt die vermutlich nur halblegalen Parkwächter und auf dem Lande die Grundbesitzer.

So wollte doch glatt in Marrakesch ein Parkwächter vor einer Bank 1 EUR haben dafür das er mein Fahrad bewacht hätte während ich Geld tauschte  ich habe ihn aufs Fahrrad zeigend nur ausgelacht und bin weitergefahren, hätte ich es gar nicht mehr gebraucht, hätte ich ihm einfach den Lenker in die Hand gedrückt und wäre weitergegangen. Die Fahrräder waren dann auch in Marrakesch auf dem Basar ein begehrtes Fotoobjekt etwas besser betuchter Araber.

Weiter gings die Atlantikküste runter, immer wieder neue Militärposten, teils auch zu Pferde , nur auf Kamelen und Eseln haben wir sie nicht gesehen, meist gab es keine Probleme mit dem übernachten, nach einem kurzen Gespräch gings auch immer ohne irgendwelches Backschisch.

Nur der Grossraum um Tanger scheint was die Küste betrifft ein wirkliches Sperrgebiet zu sein, auf der Rückfahrt hatte ich nach einer Flasche Wein eine schärfere Diskussion mit einem Sicherheitsposten, wo dann noch andere dazukamen, welcher uns definitiv nicht an der Küste übernachten lassen wollte, erst nach mehrmaligen Nachfragen wo denn dies Zone aufhört meinte er, auf der der Küste entgegengesetzten Strassenseite der Küstenstrasse.

Tatsächlich stellten wir uns dann ca. 10 km später direkt ab auf den rechten Strassenrand mit schönem Blick aufs Meer, und konnten die ganze Nacht Sicherheitsposten mit Taschenlampen durch die Büsche streifen sehen, aber ohne uns, die wir sichtbar am Strassenrand standen, auch nur einmal zu besuchen und zu befragen.

Gesellschaftliche Eindrücke

Durch die grossen EU Mittel im Zusammenhang mit der Grenzsicherung Fortrex, baut das marokkanische Königshaus seine eigene Armee weiter auf, um durch vorbeugende Sicherheitskontrollen und Armeepräsenz einen islamistischen extremen Umschwung wie z.B. in Lybien zu vermeiden.

Im ganzen scheint die marokkanische Bevölkerung zwar extrem in arm und reich geteilt zu sein, aber dennoch wird in Marokko keiner Verhungern.

Interessant ist auch die Diskrepanz zwischen offizieller Werbung (Banken, Versicherungen, staatliche Plakate etc.) und der tatsächlichen anschaulichen Wirklichkeit. Die Verschleierung ist immer noch dominat bei allen Frauen, bis hin zur Klu Klux Klan Variante mit nur Augenschlitzen, Im Gegensatz dazu wird in der Werbung immer die offene europäische Familie abgebildet, in Jeans, keine Verschleierung, kein Kaftan …

Dennoch bleibt es auf dem Lande so wie vor 100 Jahren, parallel las ich etwas in einem alten Reisebericht durch Marokko (Zabel 1906) wo die Frauen die Feldarbeit zu machen haben und die Männer von Morgens bis abends in den Kaffeehäusern sitzen oder an ihren Pferden und Eseln „schrauben“. Genauso sah ich Frauen mit riesigen Reisigbündeln die Berge herabsteigen, wo selbst Esel schon gestreikt hätten.

Die Männer sitzen immer noch von morgens bis abends in den Kaffeehäusern und basteln oder putzen zwischendurch ihre Eisenpferde.

Auch gibt es immer noch keine Frauen in den Cafes, und in in einfachen Grillbuden oder Garküchen auf dem Lande kann es passieren, das Frauen einfach nicht bedient werden, egal was sie auswählen oder sagen.

Die Werkstätten des Landes sind meist an der Hauptstrasse gelegen, gut sichtbar, haben aber sehr altertümliche, wenige und nur grobe Werkzeuge.

Für die grobe Technik eines alten Setrabusses reicht es, z.B. um Reifen zu wechseln, oder zum zigten Mal den Auspuff anschweissen. Oft sind Werkstätten verschiedener Art am Strassenrand, Tischler, Motorenüberholer, Reifendienst, etc..

Weiter an der Atlantikküste nach Rabat, dort konnte man schon etwas besser einen Platz am Meer finden, wo auch jüngere reiche Araber sich im Sand festgefahren hatten, übrigens das einzigste Mal das ich in der Öffentlichkeit welche habe Bier trinken sehen, es war aber auch nur eine kleine Lagune.

Eine alte Festung bei Mehdya (Fort Kenitra), die gusseisernen Kanonen liegen einfach neben der Mauer im Gras verstreut, eine Führung auf französisch bringt wenig neue Erkenntnisse, dem Araber oder Marokkaner ist die Zeit eine fremde Sache wenn sie über die Erinnerung von ca. 50 Jahre hinausgeht, auf meine Frage wie alt Festung sei, konnte mir der Führer keine Antwort geben, ob sie von Spanier oder Portugiesen erbaut sei, meinte er ja wohl von einem der beiden.

Ähnlich ist es auch mit dem Richtungssinn, oft wird man wortwörtlich in die Wüste geschickt und selten stimmen die Richtungen und noch seltener die Entfernungsangaben.

Küstenwege

Das Meer treibt durch seine starken Wellen bis einige Kilometer ins Land eine feuchte salzige Nebelschicht, nachts wird es schon etwas kühl aber fällt nicht unter 15 Grad.

In Casablanca die 4 grösste Moschee der Erde, neu und pompös gebaut.

Von der alten Stadt ist nicht mehr viel zu sehen und die meisten Häuser sind in Marokko sowieso weiss, wegen der Sonnenhitze.

Auch mitunter ist schon etwas Wüste direkt am Atlantik zu sehen.

Entlang am Meer vor Agadir bei dem Naturpark „Ghabat Lalla Fatna“

wird es schon etwas hügeliger und dort liegt da versteckt zwischen den Bergen eine kleine Bucht welche wir ansteuern.

Das Gefälle auf der Betonplattenstrasse wird dann jäh steil, auf geschätze über 20% mit Haarnadelkurve, da müssen sich Motor- und Fussbremse bewähren.

Auch der Aufstieg ist diesmal nur im 1. Gang zu bewältigen.

Eine wunderschöne kleine Bucht im Spätsommer , in der Hauptsaison ein Wellensurferparadies, jetzt aber angenehm wenig los. Der betrunkene Platzwächter kassiert 20 oder 30 Dirham und lädt mich dann aber noch ein auch ein Glas Wein zu trinken.

Hinter Agadir denken wir langsam mal in die richtige Wüste zu kommen, aber es bleibt wohl eher bei einer immer weniger bewohnten steinwüstenartigen Landschaft.

Hinter Tiznit, am Wadi Noun hörte die Teerstrasse auf und wir kraxelten mit dem Bus einen steinigen Feldweg Richtung Strand, an welchem ein grosses Investmentprojekt sein langes Ende gefunden hatte.

Verlassene Resthöfe als steinerne Ruinen säumen die Berge, alte Zisternen und unzählige kleine Steinmauernbegrenzungen säumen den Weg.

Sidi Ifni

eine kleine Stadt am Atlantik scheint ein Urlaubsort für Araber und Einheimische zu sein, dort gibt es sogar zwei Kneipen am Starnd wo die alkoholischen Getränke nicht teurer sind als in den wenigen Alkoholverkaufsstellen, Schilder weisen darauf hin keinen Drogengebrauch dort zu machen, was die Besucher aber eher noch animiert möglichst grosse Joints dort zu rauchen.

Ein Mann der etwas englisch konnte erzählte mir das hier viele Männer aus Saudi Arabien Urlaub machen, Frauen, Alkohol und alles in einem muslemischen Land.

Richtung Gülmin unserem südlichsten Punkt der Reise begann es , wie ich schon erwartete pünktlich in der Wüste zu regnen, aber so, das die Strassen mit Schlammwasser überspült wurden.

Marrakesch und Fez

Gerne hätten wir noch die richtige Sandwüste egsehen, aber auch die Zeit hat ihre räumlichen Grenzen, so begaben wir uns dann ins Inland, um erst Marrakesch und dann Fez zu besuchen die wohl labyrintistische Stadt die ich je gesehen habe.

Am Abend ca. 30 km vor Marrakesch suchten wir uns im Dunklen einen Übernachtungsplatz, standen neben einer alten Mauer als dann ein paar Minuten ein Mann kam und sagte er sei der Besitzer dieses Geländes, aber wir könnten ruhig hier übernachten.

Am nächsten Morgen lud er uns ein seinen Haushof zu besichtigen, führte erst den Esel raus, zeigte uns im Innenhof ganz stolz sein neues Moped.

In einem Kinderwagen sass ein ca. 2 Jahre alter Junge, an den Augen klebten die Fliegen, aber weder der Vater noch der Junge machte irgendwelche Bewegungen um die zu verscheuchen, – ja dachte ich, jetzt bin ich wohl in Afrika angekommen. (Foto)

In Fez lockte uns ein Teppichhändler unter dem Vorwand mir alte Bücher zeigen zu wollen in seine Kooperative um uns zum Kauf wenigstens eines Teppichs zu verleiten, was ihm schliesslich auch gelang, aber immerhin waren die Teppiche auch aus Kaktusseide.

Die Fahrzeuge in Marokko sind oft französisch nur bei den Taxis gibt es eine auffallende Ausnahme, zwei Klassen :petit Taxi und Grande Taxi.

Grande Taxi ist grundsätzlich ein 123er, 124er oder /8 Mercedes, am häufigsten die aus den späten 70ern und Anfang 80er, wobei die älteren Fahrzeuge an der Mittelmeerküste sind, wo wir glatt noch zwei Heckflossen im Betrieb gesehen haben, welche im Vergleich zum Atlantik einen grundätzlich etwas ärmeren Eindruck macht.

Msoun

Eine verlassene Siedlung?

Eine Schule daneben, archäologische Überreste mit Resten von Leben darinnen.

Wie ein Bild um 1850 von römischen Ruinen, umgeben von einfacher Landbevölkerung, teilweise sind die Ruinen auch noch notdürftig bewohnt.

Die Frage von Tradition stellt sich;

Traditionen verschwinden im Laufe der Zeit, etwas Neues kommt, das zerstört die Tradition, welche lange Zeit in den inländischen marokkanischen Siedlungen durch ein mehr oder weniger autarkes System überdauern konnte.

Heute Globalisation gegen Autarkie

Auf der Erdkugel gab es unzählige Traditionen, welche heute mehr und mehr zu rein touristischen Zwecken künstlich aufrechterhalten werden.

Auch dem Islam wird es so ergehen, da deren Anhänger die monopolisierten Konsumprodukte übernehmen, wie z.B. jetzt in Marokko die Supermärkte entstehen „Marianne“.

Die Gleichschaltung menschlichen Konsumverhaltens, in Marokko noch nur im Ansatz, aber klar als Ziel anvisiert.

Wenn aus alten Traditionen neue entstehen, lokal hervorgerufen, ist das interessant, wenn alles auf eine gleiche Zielebene des propagierten Wohlstandes gerichtet wird, dann entsteht das tödliche Gleichgewicht der Dekadenz, – Zenit- , Starre!

Wenn man heute vor einer Frage die Antwort bekommt, wie man bei einem eventuellen Problem zu reagieren hätte, dann ist das eine Umkehrung der eigentlichen Lebensfrage.

Man gestaltet aus möglichen Problemen das Leben , und gestaltet nicht das Leben um später die sich daraus zwangsläufig ergebenden Probleme je nach Situation zu lösen.

Das heisst man wird dazu gebracht , mittlerweile teils gezwungen, Probleme zu lösen, die man wahrscheinlich gar nicht in seinem Leben haben wird!

Wir fahren bis an die algerische Grenze der Mittelmeerküste, Saida, die Strasse führt an der Grenze nicht weiter, also ein reiner Urlaubsort mit immensen Investitionen und halbfertigen Betonburgen, einsam im September wie eine Geisterstadt.

Dort am Rande gibt es Flamingos in einem Naturschutzareal, Übernachtung am Strand kein Problem. (Foto)

Hier wird sogar am Strand der Müll eingesammelt, wo ansonsten das Land im Müll erstickt.

Melhilla

Eine der spanischen Enklaven, wir wollten uns mal die Grenzsicherung anschauen.

Auf dem Weg dahin springt ein verrückter Jugendlicher plötzlich vor meinen Bus, tanzt da herum und springt im letzten Moment, wütend auf die Scheibe spuckend beiseite.

Er dachte wohl ich würde bremsen, Irrtum, ein kleiner Ausweichschlenker, mehr mache ich mit Sicherheit nicht bei verrückten Tieren oder Menschen. Vermutlich ein Versuch einen leichten! Unfall zu simulieren um Geld zu kassieren.

Die Grenzsicherung übertrifft fast schon die ehemalige DDR Grenze, Gräben sind davor ausgehoben und marrokanische Polzei und Militärfahrzeuge patroulieren.

Ebenso zahlreiche bewaffnete erhöhte Sichtposten.

Man fragt sich warum Spanien nicht einfach den Marokkanern diese beiden Enklaven schenkt, ebenso wie die teils nur einen km vorgelagerten Inseln an anderen Stellen der Mittelmeerküste.

Ein sinnloses Festhalten an einem kostenpflichtigen imperialen Überbleibsel.

John Hope“

the wreck:

Hope has gone and John is left!

Die Wellen spülen in den leeren Laderaum, eine rostige Leiter führt nach oben, die Bodenbleche sind schon durch an vielen Stellen.

Ein Ladekran baumelt angebrochen im Wind, die abegerissenen Stahltrossen lassen einen über die letzte Kiste rätseln.

Im Motorraum klatscht das Wasser ein und aus, eine schummrige Beleuchtung aus den aufgebrochenen Löchern bescheint die beiden, immer noch nach Schweröl riechenden Motoren.

An die rostigbraune Bordwand schlagen die Wellen, das Wrack erzittert bei jedem Wellenschlag wie als sei es immer noch im grossen Sturm auf hoher See. – Gone

siehe dazu auch Detailinfos: http://www.vesselfinder.com/de/vessels/JOHN-HOPE-IMO-6604999

und: http://maritime-connector.com/ship/john-hope-6604999/

Das Wrack befindet sich jetzt hinter Mellila Richtung Al Hoceima westlich von

Plage Sidi Lahsen

siehe dazu auch eine kleine audio slideshow:

https://www.youtube.com/watch?v=0hfv92yxe6s

Szene am Strand, Arabisches Wohltätigkeit

Später an der Mittelmeerküste an einem Strand gehe ich nachmittags ein wenig spazieren und sehe einige Muselmanen Picknick machen, die zwei Männer knieten gen Mekka (Osten).

Auf dem Rückweg von einer kleinen Bucht stieg mir der Geruch von Gegrilltem in die Nase, ich dachte: – ja, wäre nicht schlecht.

Dann ging ich wieder an den zwei muslemischen Familien vorbei, sagte „Bon jour“, sie antworteten und winkten mir zu, das ich etwas mitessen könnte.

Erst verneinte ich, dann bei der zweiten Aufforderung nahm ich an.

Sie reichten mir ein Stück Brot mit einem gegrillten Köfte und etwas Mayonese.

Vielleicht sah ich mit meinen alten dreckigen Klamotten aus wie armer Strandwanderer, mit meinem verwilderten Bart oder ein Berber oder war ich einfach nur der Ungläubige?

Sie boten mir einen Tee an, ich nahm das Glas und dann wiesen sie mir einen Platz ca. 4 m ausserhalb der Familie an, ich solle mich dort auf den Stein setzen.n mir ein zweites grose Brot mit einigen Köftes, ich sagte „Merci,pour ami“ und verlies dankend den gastfreundlichen aber auch distanzierten Platz.

Ketama

Dann fuhren wir ins Riff Gebirge um uns mal anzuschauen ob der Drogenhandel noch im Gange ist.

Kurz vor Ketama auf einer sehr ungemütlichen Bergstrasse in ca. 1500 m Höhe konnte man viele kleine Höfe sehen welche umgeben waren von Hanfplantagen in bester Blüte.

In Tegovina bekam ich ein kleines Geschenk, das erinnerte mich an die Geschichte mit der „Bar Navarra“ in Tetuan vor 30 Jahren, wo ich etwas Haschisch kaufen wollte, in einem moslemischen Privathaus landet, aufs beste bewirtet wurde, und dann gefragt wurde wieviel Kilo ich denn kaufen wolle.

Das ich nur etwas zum Rauchen haben wollte für ein paar Tage, konnten die nicht verstehen und haben mich dann ein wenig beraubt, ohne dabei aber unfreundlich zu werden, im Gegenteil sie haben mir dann spöäter in der Pesnion noch etwas Bier gebracht, nur mein Bargeld war verloren.

Ein alter Jude hat mir in Prag mal erzählt, was du verlierst in einem Moment wird nach einer längeren Zeit wieder ausgleichend zurückkommen.

So bei Ketama, wo ein älterer Mann mir ebenfalls ein paar Kilo anbieten wollte, ich sagte, bitte nur eine Kleinigkeit zum probieren und zeigte auf den Bus, Hippiebus und Zoll gibt nur Probleme.

Er verstand und bat mich nur in etwas entlang die Strasse zu seinem Haus in die Berge mitzunehmen. Dort kam sein Sohn und wollte mir eine grossen Klumpen reichen, ich sagte ne, viel zu gross, er brach ihn durch, immer noch zu gross, er brach nochmal, es war eigentlich auch noch zuviel, aber ich sagte gut, wieviel bekommt er dafür, nein, meintse der alte Mann, dies sei ein Geschenk das ich ihn und die Region immer in guter Erinnerung behalten werde.

Überhaupt sind die Marokkaner am Mittelmeergebiet etwas freundlicher, nicht so aufdringlich und geierhaft wie im Süden und an der Atlantikküste.

Zurück

Nun gings langsam an die Rückfahrt, das grosse Prozedere am Zoll mit Hunden und Röntgenscanner. Dann in Spanien noch nichtmals Pässe vorzeigen, die Marokkaner waren schon gründlich genug. Und wieder die kostenlosen Autobahnen bis zur französischen Grenze Perpignan genutzt. Ab da allerdings ein grauenhaftes Fahren mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von max. 40 km/h die Stunde bis weit hinter Lyon.

Über Mullhouse dann auf die deutschen Autobahnen bis nach Gunsleben, es war ein Abenteuer, wie ein kleiner Junge fühlte ich mich wieder, das viele Fahren, die Hitze, die unzähligen Eindrücke gaben mir einen herrlichen Schlaf die ganze Zeit und der Körper erholte sich gewissermassen vom Geist.

Fotos von Helle Vivi Tolk, Sirgi Saar und Ulvi Karu

 

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